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Birdwatching - Die Vogelwelt im Seenland Oder-Spree erleben

18.12.2024

Seenland Oder-Spree e.V.
Ulmenstraße 15
15526 Bad Saarow
Deutschland

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Von Andrea Kade, TMB Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH, Wissensmanagement. Im Gespräch mit Emely Fischer, Projektverantwortliche beim Tourismusverband Seenland Oder-Spree am 16.12.2024.

Beim „birdwatching“ im Seenland Oder-Spree wird die Vogelwelt der Region in den Fokus gerückt und sowohl für Gäste als auch für Einheimische erlebbar gemacht.

Emely Fischer ist nicht nur Projektverantwortliche beim Tourismusverband Seenland Oder-Spree sondern auch selbst begeisterte Vogelbeobachterin. Im Gespräch erzählt sie uns über die Gründe und Erfolge des Projektes, über einzelne Schritte und Erfahrungen, die Sie dabei gemacht hat.

Worum genau geht es beim Projekt „birdwatching“? 

Es dreht sich komplett um die Vogelwelt. Wir haben angefangen, unsere Regionen etwas genauer unter dem Aspekt „birdwatching“ zu betrachten. Anfangs haben wir Beobachtungsgebiete festgelegt und thematisch aufgearbeitet, dann Touren entwickelt. Heraus kamen spezielle Angebote, die die einheimische Vogelwelt erlebbar machen.

Frau blickt durch ein Fernglas in die Natur zum Vögel beobachten.
Quelle:

Seenland Oder-Spree e.V.

Florian Laufer

Für viele Urlauber gehört die Vogelbeobachtung zum perfekten Naturerlebnis. All diejenigen wollen wir damit ansprechen. Und ganz allgemein geht es auch um Naturschutz und darum, Aufklärungsarbeit zu leisten. 

Warum wurde gerade dieses Projekt gemacht? 

Vögel sind echte Sympathieträger. Die Vogelbeobachtung ist für uns längst zu einer Herzensangelegenheit geworden. Ein kleines „Ornitho-Team“ hat sich intensiv darüber Gedanken gemacht: Hermann Mattes, ein ausgebildeter Ornithologe sowie die zwei begeisterten Hobby-Vogelbeobachter Kai Pagenkopf und Andreas Lorenz von Tourismus Plan B. Gemeinsam haben sie das große Potential gesehen – für die Region aber auch für die Unternehmen vor Ort. Deren „Blick von außen“ hat uns gezeigt, dass unser alltägliches Brandenburger Vogelleben mit den vielen Kranichen und Störchen gar nicht mal so normal ist sondern sehr besonders. Eben weil es in anderen Regionen nicht in dem Maße vorkommt.

Auch nicht ganz unwichtig: Birdwatching ist auch ein Thema der Saisonverlängerung, denn es ist ganzjährig möglich. Im Frühling ertönt der Gesang aus jedem Gehölz, im Sommer lassen sich die Elternvögel und ihre Jungen beobachten, im Herbst sind es die Kraniche, die beeindrucken und im Winter lassen sich tausende Wasservögel auf den Seen nieder.

Welche Zielgruppen hatten Sie dabei im Blick? 

Wir wollten nicht die Birdwatching-Profis ansprechen, sondern diejenigen, die wegen des Naturerlebnis zu uns kommen. Darunter sind die Explorativen, die gerne in der Natur sind und sich gerne weiterentwickeln, die wir näher ans Thema heranführen können – und wer weiß – vielleicht sogar ein neues Hobby für sich entdecken? Aber es gibt auch Birdwatcher, die aus anderen Regionen zu uns kommen, weil sie hier andere Vogelarten als zuhause sehen können. 

Nicht zu vergessen: Birdwatching ist auch ein Thema für die Einheimische und zahlt direkt ein in das Thema Tourismusakzeptanz. 

 

Gruppe mit Kindern sitzt am Seeufer, Erwachsener steht mit Fernglas am See und beobachtet Vögel.
Quelle:

Seenland Oder-Spree e.V.

Wie wurde das Projekt realisiert, also welche Schritte sind Sie gegangen und wer war ganz konkret dabei?

Wir als Tourismusverband Seenland Oder-Spree haben gemeinsam mit der LEADER-Region Märkische Seen die Vorreiterrolle übernommen. Eine Zusammenarbeit erfolgte mit Akteuren aus Tourismus, Forschung und Naturschutz. 

Gemeinsam mit dem „Ornitho-Team“ haben wir uns die Gebiete im Seenland Oder-Spree angeguckt. Unter deren „Expertenbrille“ haben sich zunächst sechs Beobachtungsgebiete ergeben. Mittlerweile sind es sieben ausgewiesene Beobachtungsgebiete:

Altfriedländer Teiche, Märkische Schweiz, Mönchwinkel an der Spree, Scharmützelsee und Storkower See, Groß Schauener Seenkette, Reicherskreuzer Heide und Ziltendorfer Niederung.

Dann haben wir Touren in den Gebieten entwickelt. Besonders über die konkrete Wegeführung haben wir uns einen Kopf gemacht, um uns vor allem auch naturschutzrechtlich im sicheren Bereich zu bewegen. Teilweise war auch schon Infrastruktur vorhanden, ob nun Wege, ein Aussichtsturm oder ein Steg. Diese wurde natürlich mit eingebunden. Letztlich konnten wir den Leuten durch diese Touren etwas ganz Konkretes an die Hand geben.

Aufwendig, aber dafür umso wichtiger war uns die Visualisierung in Form von „Visitenkarten“ – sodass man kein Vollprofi sein muss, um die Vögel zu erkennen. Das sind einzelne Karten für die verschiedenen Vogelarten, mit Bild und Ton der Vögel, sortiert nach Häufigkeit und Jahreszeit. Herausgekommen sind über 20 dieser Visitenkarten.

Von welchem Zeitraum sprechen wir bei all diesen Maßnahmen?

Zwei Jahre hat der Prozess gedauert. Der Start war im Frühjahr 2021. Die Internetseite ging im Sommer 2023 online.

Wie ist der finanzielle Rahmen eines solchen Projektes einzuschätzen? 

Es gab finanzielle Unterstützung aber wir haben auch viel in Eigenleistung erbracht. Das LEADER-Projekt haben wir mit der LAG Märkische Seen begonnen, jetzt ist es übergegangen in das Gebiet der LAG Oderland.

Können Sie sich an Probleme bei der Umsetzung erinnern? 

Die gab es bei der Zusammenarbeit mit Naturparken und -wachten. Ich meine insbesondere die personellen Schwierigkeiten. Geführte Touren waren teilweise schnell ausgebucht. Termine waren fix und nicht schiebbar, die Ressourcen sehr begrenzt. Daher sind wir dazu übergegangen, private Leute für das Projekt zu begeistern, die zum Beispiel im Rentenalter sind und sich für das Thema begeistern können und auch verfügbar sind. So konnten wir mehr Angebote schaffen, was ohne diese Engagierten so nicht möglich gewesen wäre.

Haben Sie konkrete Tipps für Kolleginnen und Kollegen, die Ähnliches planen? 

Unbedingt die Unternehmen vor Ort „mitnehmen“. Wir haben Einzelgespräche vor Ort geführt, sind viel im Online-Austausch gewesen und haben Präsenzrunden mit Anbietern gehabt. Denn ganz wichtig: die Anbieter haben viele Ideen, sie haben die Erfahrung vor Ort und auch die Wünsche der Gäste parat, die wir bündeln konnten. Wir sprechen von Hotels, Gaststätten, natürlich auch von den Naturparken.

Ein weiterer Tipp: wir haben unsere Region in sieben Teilräume geteilt und jeweils eine/r aus dem Team ist für einen Teilraum verantwortlich, die sogenannten Regional-Scouts. Damit bekommen wir unsere Informationen gut in die Fläche. 

Und das Schönste war, auch selbst mitzumachen, selbst sensibilisiert zu werden, sich selbst eine Challenge zu setzen.

Da brauche ich wohl nicht mehr zu fragen, ob das Konzept aufgegangen ist…  

Gerade die Landingpage zeigt uns eine gute Resonanz. Außerdem haben wir Ornitho QR-Codes vor Ort angebracht. Da trägt man die Beobachtung ein, die man vor Ort gemacht hat und wir werden messbar. Gerade hierüber bekommen wir eine wirklich sehr gute Resonanz. Die Aufrufe dieser Codes sind für uns sichtbar – und beispielsweise auch, welche Vögel wo gesehen wurden.

 

Infotafel zu heimischen Vögeln und QR-Code im Seenland Oder-Spree
Quelle:

Seenland Oder-Spree e.V.

Wo kann ich mehr zum „Birdwatching-Projekt“ erfahren?

Zentral auf der Internetseite des Tourismusverbandes Seenland Oder-Spree unter https://www.seenland-oderspree.de/birdwatching finden sich Informationen zu den verschiedenen Beobachtungsgebieten, Birdwatching-Touren, Top-Vogelarten, aktuelle Meldungen aus der Vogelwelt, Veranstaltungstipps und saisonale Highlights. Dort gibt es auch einen Podcast, in dem die Vogelexperten Kai Pagenkopf und Hermann Mattes über ihre Leidenschaft zur Vogelbeobachtung berichten.

Künftig soll noch ein Booklet erscheinen, gestaltet als eine Art „Mitmach-Guide“ zum Auslegen vor Ort bei den Hotels. Wir haben gemerkt, dass haptische Informationen doch wieder häufiger nachgefragt werden. 

Zweimal waren wir in einem Kindergarten. Dort haben wir Bruthäuschen mit den Kindern gebaut, sie an das Thema herangeführt, sogar eine kleine Hausaufgabe aufgegeben. Bei unserem zweiten Besuch kamen die Kindern mit ihren ausgefüllten Zetteln. Es war schön zu sehen, dass es auch hier funktioniert hat:
Birdwatching als Thema für die Gäste und für die Einheimischen – und wir fangen schon bei den Kleinsten an.

 

Kindergartenkinder bauen und bemalen ein Vogelhaus
Quelle:

Seenland Oder-Spree e.V.