Marke & Marketing
Innovation
Digitalisierung

Digitaler Erlebnisführer für Familien: Herr Fabian

07.03.2024

TV Dahme-Seenland
Bahnhofsvorplatz 5
15711 Königs Wusterhausen
Deutschland

Sharing
  • In Zwischenablage kopiert

Von Lisa Zähle, Dual-Studentin bei der TMB führte das Interview mit Norman Siehl und Sandra Fonarob vom Tourismusverband Dahme-Seenland, den Projekt-Initiatoren.

Innovatives Projekt im Dahme-Seenland: Vorstellung von Herrn Fabian - digitaler Erlebnisführer für Familien. Die Corona-Pandemie hat viele Veränderungen mit sich gebracht, darunter auch positive. In Königs Wusterhausen entstand während dieser Zeit die Idee, einen digitalen Erlebnisführer für Familien zu entwickeln.

Ursprung von Herrn Fabian

Herr Fabian - so heißt der digitale Erlebnisführer im Tiergarten Königs Wusterhausen - entspringt der Coronazeit. Die Bewohner von Königs Wusterhausen sollten befähigt werden, die Natur auf eigene Faust zu erkunden. Insbesondere Familien mit Kindern werden dabei angesprochen. 

Der bereits existierende Wanderweg durch den Tiergarten diente als Basis für das Projekt. Entlang des Weges stehen geschnitzte Holzskulpturen, die alle eine Geschichte zur Region erzählen und zu einem hohen Erlebniswert beitragen. „Wir sind über die Blauen Dächer in Potsdam gestolpert. Die hatten so einen ersten Chatbot-Entwurf gemacht für Golm, bei Potsdam“, erklärt Norman Siehl. Es handelte sich damals um den sogenannten Reiherbot (digitale Stadtteilführung durch Potsdam-Golm). Den guckte man sich damals an. Er wurde als spannend empfunden und die Idee war geboren,  dies auch im Tiergarten präsentieren zu können. 

Foto Herr Fabian Chatbot
Quelle:

TV Dame-Seenland

Warum gerade für Familien?

„Warum haben wir den für Familien gemacht? Ganz klar, weil wir a) eine Familienreiseregion sind und b) weil ganz ganz viele unserer Einwohner auch Familien sind. Wir sind ja so ein Reisegebiet, was extrem stark wächst, gerade im Nordbereich hier um Königs Wusterhausen, weil viele Berliner rausziehen. Das sind klassischerweise viele junge Familien mit kleineren oder jüngeren Kindern und für die wollten wir dieses Angebot dann stricken“, sagt Norman Siehl. 

Als zentrale Figur agiert ein Fasan namens Fabian, denn im Tiergarten gab es eine Fasanerie, in der Fasane gehalten wurden. Die Idee von Herrn Fabian ist aus dieser Fasanerie entstanden. Jetzt nimmt er als Chatbot kleine und große Besucher als Hüter des Tiergartens mit auf seinen täglichen Kontrollgang.

Foto von Kindern, die Herrn Fabian nutzen
Quelle:

TV Dahme-Seenland

Malte Jäger

Für die technische Umsetzung ist die Blaue Dächer Digitalwerkstatt verantwortlich gewesen. Die inhaltliche Abstimmung erfolgte dann im gegenseitigen Austausch.

Circa 6 Monate hat der Prozess von der Idee bis zur ersten Live-Version des Chatbots gedauert und auch jetzt werden immer wieder kleine Veränderungen vorgenommen, um den Chatbot zu optimieren. „Dieses Pilotprojekt lebt weiter bis wir dann zu einem Stand kommen, wo wir sagen, so kann man es jetzt eigentlich lassen. Aber das wird wahrscheinlich noch Jahre dauern. Es gibt immer wieder Sachen, wo wir sagen, das können wir noch verbessern“, erzählt Norman Siehl. In den Rundwanderweg von normalerweise 7 km können Gäste mittlerweile auch von unterschiedlichen Einstiegsstellen beginnen und auch die Möglichkeit nur kleine Teilabschnitte zu laufen ist jetzt gegeben.

„Es ist halt das Tool oder die App, die die Leute nutzen und kennen. Wir wollten die Einstiegshürde zur Anwendung des Fabians so gering wie möglich machen. Das war ein ganz wichtiger Punkt für uns. Wenn wir sagen, es muss erst noch eine App installiert werden, da dann wieder Daten eingeben und so, das wollten wir nicht, weil wir haben viele ältere Leute, die mit Enkeln unterwegs sind oder einfach nicht so digital affin sind. Denen wollten wir es ganz leicht machen, um damit auch umzugehen“, sagt Norman Siehl. 

Norman Siehl: „Digitale Formate haben meiner Meinung nach ziemlich viele Vorteile: a) sie sind sehr flexibel änderbar, b) du hast keine Druckkosten permanent und du kannst viel leichter erweitern. Wir denken jetzt zum Beispiel auch darüber nach, dass wir die Geschichten auf andere Standorte – auf  andere POIs – erweitern und damit so ein richtiges Universum schaffen. Wenn man da jedes Mal Papier hinterher drucken müsste, würde man ja gar nicht fertig werden. Und du musst halt gucken, wo ist zukünftig auch die Klientel. Die ist halt im Digitalen zu finden und nicht im Print.“

„Und die Zielgruppe, die wir im Auge hatten, also Jugendliche mal zu erreichen. Die erreichst du nicht mit Broschüren und Printmaterialien“, so Sandra Fonarob.

Sandra Fonarob: „Die Nutzerzahlen, die wir haben, da muss man auch ein bisschen mitdenken, weil ein Nutzer ist natürlich immer ein Handy. Und wenn jetzt eine Familie mit zwei Kindern läuft, dann haben die natürlich nicht fünf Handys an, sondern nur eins. Das heißt, man muss eigentlich, wenn man die Nutzerzahlen sieht, da kann man gut nochmal mal zwei oder mal drei rechnen, weil in der Regel ja mehrere Personen das zusammen laufen. Das muss man dabei immer bedenken.“

Viel interessanter als die Nutzerzahlen seien die Interaktionen, denn an jeder Station eine oder mehrere Interaktionen stattfinden. Sandra Fonarob sagt: „Die Zahl ist für uns eigentlich wesentlich interessanter, weil man dann anhand der Interaktionen sagen kann: Sind die das überhaupt alles durchgelaufen? Haben sie vielleicht abgebrochen unterwegs? Das kann man ja dann auch reininterpretieren, das ist dann eigentlich ganz spannend zu sehen.“

Im Zeitraum von Anfang 2023 bis September 2023 seien es rund 5.000 Interaktionen gewesen. 

Geplant ist es, den Erlebnisführer auf andere Standorte zu erweitern, um die Geschichte an anderen Orten und mit anderen Tieren, die in der Hauptgeschichte mit Herrn Fabian vorkommen, zu erzählen. „Wir wollen dann sekundäres Storytelling machen, so könnte man es vielleicht nennen. Dass die Protagonisten, die beim Fabian vorkommen eben auch an anderen POIs eine Rolle spielen und dort nochmal ihre eigenen Geschichten erzählen“, sagt Sandra Fonarob. 

„Sodass man dann die Leute in der Region ein bisschen flächendeckend durch die Gegend schicken kann. Dass sie eben verschiedene Dinge hier erleben können, nicht nur den Tiergarten, sondern eben auch das Schloss oder andere sehenswerte Orte entdecken können. Dass man sich immer im selben Protagonisten-Universum wiederfindet, sozusagen“, ergänzt sie.

Welche Erkenntnisse wurden aus dem Projekt gewonnen? Gab es Dinge, die man im Nachhinein hätte anders machen sollen?

Norman Siehl: „Du kannst natürlich immer mehr Zeit in irgendwas reininvestieren und machen, aber es ist ein Projekt von Hunderten, die wir nebenbei betreuen müssen. Vielleicht kommt dann, wenn man mit mehr Konzentration an solchen Projekten arbeitet, was Besseres bei raus. Aber ich finde, dass die Kollegen von Blaue Dächer echt einen richtig Riesen Job gemacht haben. Auch das konzeptionell so umgesetzt haben.“

Sandra Fonarob: „Außer, dass wir halt festgestellt haben, dass der Weg für bestimmte Gästekonstellationen zu weit ist. Also auch für ältere Menschen, die vielleicht nicht mehr so gut zu Fuß sind oder eine bestimmte Zielgruppe eigentlich ausgeschlossen ist. Nämlich die, die ein bisschen bewegungseingeschränkt sind, die können diese 7 km nicht an einem Stück laufen. Deshalb haben wir gesagt, wir machen verschiedene Einstiegspunkte und kleinere Runden. Das ist auch für ältere Menschen durchaus machbar mit Enkelkindern oder eben auch für Familien mit noch ganz jungen Kindern, die eben nicht so weite Strecken laufen können. Das war das Haupt-Learning, was wir hatten.“ 

Norman Siehl: „Wir hatten teilweise zu komplexe Aufgaben. Die mussten wir reduzieren, da haben wir dann Feedback, das dauert zu lange an der Station oder ich verstehe das nicht und da haben wir dann abgekürzt. Also da ist dann weniger mehr. Was wir auch dabei, in dem Zusammenhang, gelernt haben, ist, dass Text natürlich schneller verschickt wird als Bilder. WhatsApp arbeitet mit Bildern und du hast teilweise den Effekt gehabt, dass dann die Reihenfolgen von Textnachrichten und Bildnachrichten falsch waren, sodass man den Bezug in der Aufgabe nicht mehr zueinander hatte.“

Sandra Fonarob: „Genau, aber das haben dann die Blauen Dächer technisch eben gelöst.“

Profile picture for user n.siehl@dahme-seenland.de

Norman Siehl

Marketing

Tourismusverband Dahme-Seenland e.V.
Bahnhofsvorplatz 5
15711 Königs Wusterhausen
Deutschland

Sandra Fonarob

Marketing

Tourismusverband Dahme-Seenland e.V.
Bahnhofsvorplatz 5
15711 Königs Wusterhausen
Deutschland