Grüne Woche: Lebensmittelhandwerk und Gastronomie im Austausch
Die Brandenburg-Halle auf der Grünen Woche öffnet seit einigen Jahren an einem Tag vor dem offiziellen Messebeginn exklusiv für Gastronomen. In kleinen Gruppen erkunden sie 90 Minuten lang ausgewählte Stände. Die Betriebe präsentieren dabei ihre Produkte - von der Imker-Genossenschaft bis zur digitalen Vermarktung.
Die Brandenburg-Halle der Grünen Woche 2025 präsentiert sich als Schaufenster innovativer Partnerschaften und nachhaltiger Produktion. Bis zu 250 Anbieter präsentieren hier jährlich ihre Produkte. Das Angebot reicht von Traditionsmarken wie der Spreewaldgurke, über handwerklich hergestellte Wurst- und Feinkostspezialitäten bis zu neuen Kreationen. Die Aussteller sind größtenteils kleine und mittelständische Unternehmen.
Der Gastrorundgang ist eine Initiative, die in Zusammenarbeit mit dem DEHOGA Brandenburg, pro agro e.V., den Industrie- und Handelskammern Potsdam, Cottbus und Ostbrandenburg sowie der TMB Tourismus Marketing-Brandenburg GmbH ins Leben gerufen wurde. Seit einigen Jahren wird am Morgen vor dem offiziellen Messebeginn, Betreibenden von Gastronomiebetrieben exklusiv die Möglichkeit geboten, die Vielfalt regionaler Produkte zu entdecken.
![Plakat zum Gastronomenrundgang auf der Grünen Woche](/sites/default/files/medien/bilder/grune-woche-plakat-foto-fur-tnw.png)
Marc Doebert/ TMB Tourismus-Brandenburg GmbH
Prof. Dr. Andreas Zimmer, Leiter Destinationsentwicklung bei der Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH hebt hervor: "Kleine, unkomplizierte Formate machen total Sinn. Es muss nicht immer eine Raketenwissenschaft sein, um zwei Branchen zur Zusammenarbeit zu bringen.
Die Menschen hinter den Produkten und deren Geschichten machen einen großen Teil der Regionalität und Einzigartigkeit aus. Diese zu hören und weiterzuerzählen macht Produkte neben Geschmack, Aussehen und Preis auch noch unglaublich sympathisch.”
Regional vernetzt: Fünf Wege zur Stärkung lokaler Wertschöpfung
Honigtreu eG: Brandenburger Landschaft im Glas
Die 2023 gegründete Genossenschaft zeigt, wie Zusammenarbeit die regionale Vermarktung stärkt. Sechs Bioland-Imkereien aus dem Lausitzer Seenland, dem Spreewald, dem Barnimer Land, Berlin, dem Havelland und der Oder-Spree-Region, produzieren Honige in ihrer jeweiligen Region. "Wir machen ausschließlich diese regionalen Honige, mit dem Gedanken, dass wir die Vielfalt der Brandenburger Landschaft auch im Honig haben wollen. Wir vermischen keine Chargen der Imkereien", erklärt Imker Christian Grune. Neue Konzepte wie der "Parkhonig" aus dem Branitzer Park und ein innovatives Honig-Abo-System erschließen zusätzliche Vertriebswege. Die regionalen Honige wecken bei vielen Kundinnen und Kunden Erinnerungen an ihre Heimat oder einen schönen Urlaub – wie bei einem Cottbusser Paar, welches den Branitzer Honig als Geschmack ihrer Kindheit wiederentdeckte. Die Genossenschaft verbindet so traditionelles Imkerhandwerk mit modernen Vermarktungsstrategien und emotionaler Bindung zur Region.
![Imker Christian Grune von Honigtreu eG am Stehtisch auf der Grünen Woche](/sites/default/files/medien/bilder/honigtreu.jpg)
Imker Christian Grune als Repräsentant für die Honigtreu eG
TMB/Isabell Kudobe
Rhinkraut: Familienmanufaktur aus Leidenschaft und nachhaltige Kreisläufe durch regionale Kooperation
Was als Bildungsprojekt mit Bärlauchsalz begann, entwickelte sich zu einer vielfältigen Nebenerwerbsmanufaktur. Dirk Berdychowski, hauptberuflich Sozialpädagoge, nutzt mit seiner Familie die schulfreien Tage zur Herstellung saisonaler Produkte. In Germendorf, im Ruppiner Seenland, entstehen Bärlauchpaste, -öl, -salz und -senf, aber auch Chili-Öl, Rosmarin-Knoblauchöl, Minzrohrzucker und weitere Spezialitäten. Die Kooperation mit der Ölmühle Katerbow entstand durch die Regionalentwicklungsgesellschaft Nordwestbrandenburg mbH, einem Zusammenschluss kleiner regionaler Unternehmen. Diese Verbindung zeigt vorbildlich, wie regionale Kreisläufe funktionieren: Die festen Rückstände (Press) aus der Ölmühle von Anke Stamer, nach dem Ölpressen von Senf und Hanf, werden zu neuen Produkten verarbeitet. Jedes Produkt ist auf 500 Stück limitiert. Ist ein Produkt ausverkauft, heißt es warten bis zur nächsten Saison. Die ganze Familie packt mit an: Die Kinder kümmern sich zusätzlich um die Social-Media-Präsenz.
![Familie Berdychowski von Rhinkraut und Anke Stramer von der Ölmühle Katerbow](/sites/default/files/medien/bilder/rhinkraut.jpg)
TMB/Isabell Kudobe
California Pops: Eismanufaktur verbindet internationalen Flair mit regionalen Zutaten
Von der Südamerikareise zur Brandenburger Erfolgsgeschichte: Jörg Ellmer kreiert in seiner Ludwigsfelder Manufaktur Eis am Stiel der Premiumklasse. "Wir verwenden ausschließlich natürliche, hochwertige Zutaten wie Fairtrade Rohrzucker und echte Früchte", erklärt der Quereinsteiger, der sich durch Eiskurse und intensive Auseinandersetzung mit Rezepturen zum Experten entwickelte. Die Sorbets mit 50% Fruchtanteil überzeugen durch Geschmacksintensität, die Milchprodukte stammen von regionalen Lieferanten. Für die Gastronomie bietet California Pops flexible Präsentationsmöglichkeiten: von kleinen LED-beleuchteten Eistrommeln für 150 Stück bis zu Großtruhen für 300 Eis. Die Belieferung erfolgt innerhalb von ein bis drei Werktagen in der Region Berlin-Brandenburg, mit einer geringen Aufstellgebühr.
![Gründer Jörg Ellmer Grüne Woche 2025](/sites/default/files/medien/bilder/california-pops.png)
Gründer und Geschäftsführer Jörg Ellmer
TMB Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH
Landesjagdverband: Wild aus Brandenburg per App
Der Landesjagdverband Brandenburg e.V. vertritt als anerkannter Naturschutzverband knapp 11.000 Jägerinnen und Jäger im Land. Neben Naturschutz und Umweltbildung – mit jährlich 400 bis 500 kostenfreien Veranstaltungen für Kinder – macht der Verband jetzt auch Wildfleisch digital zugänglich.
Die neue "wild.shop"-App verbindet aktuell 50 Jägerinnen und Jäger, die Wildfleisch anbieten, mit knapp 5.000 registrierten Nutzerinnen und Nutzern. Nach Eingabe der Postleitzahl zeigt die App alle Anbieterinnen und Anbieter in der Umgebung mit ihrem aktuellen Angebot – ob Reh, Wildschwein oder Ente. Die Kaufabwicklung erfolgt komplett über die App, inklusive einer datenschutzkonformen Chatfunktion.
Wildfleisch überzeugt durch seine ökologischen Vorteile: Die Tiere leben in freier Wildbahn ohne Massentierhaltung, benötigen keine Antibiotika oder Hormone und tragen durch kurze Transportwege zu einer positiven CO₂-Bilanz bei. Die Bestandsregulierung durch die Jagd schützt zudem Wälder und fördert die Biodiversität. Seit dem Start vor zweieinhalb Monaten wird die App vor allem von Privatkundinnen und Kunden genutzt, birgt aber auch Potenziale für die Gastronomie.
![Landesjagdverband Brandenburg e.V Grüne Woche](/sites/default/files/medien/bilder/jagdverband.png)
TMB/Isabell Kudobe
Brandenburger Winzer können Innovation und Qualität
Brandenburger Winzer beweisen Innovationskraft: Matthias Jahnke, Vorsitzender der Fachgruppe Weinbau im Gartenbauverband Berlin-Brandenburg e.V. und Inhaber des Weinguts Patke informiert über aktuell 45 Hektar bestockte Rebfläche. "Brandenburger Wein ist besser als sein Ruf, aber für die Kommunikation nach außen muss noch viel mehr getan werden", erklärt er. Dr. Cornelia Wobar, Weinbau Dr. Wobar vom Großräschener See, Vorstandsmitglied und 2. Vorsitzende von PIWI Deutschland ergänzt: „Der Fokus liegt auf pilzwiderstandsfähigen Rebsorten, die bis zu 80% weniger Pflanzenschutzmittel benötigen. Der Anteil von PIWI-Rebsorten in Brandenburg beträgt 40 % gegenüber 4 % in Deutschland, damit zeigen Brandenburger Winzer, was in Sachen Klimaschutz und Nachhaltigkeit möglich ist.“ Von der Qualität Brandenburger Weine können sich Gäste bei weintouristischen Angeboten mit Weinproben vor Ort überzeugen, einen Überblick gibt die Route Brandenburger Weinkultur (Link: . Die Fachgruppe organisiert Erfahrungsaustausche, Weinbautage und Jahrgangspräsentationen. Durch kollegialen Austausch flaschenweinvermarktender Betriebe und konsequentes Qualitätsstreben sollen sich der Brandenburger Weine zunehmend in der Spitzengastronomie Berlins und Brandenburgs etablieren.
Was alle Ausstellerinnen und Aussteller verbindet, ist ihr Engagement für nachhaltige regionale Wirtschaftskreisläufe. Ob durch genossenschaftliche Organisation, digitale Vernetzung oder strategische Partnerschaften – sie alle setzen auf Transparenz, kurze Lieferketten und ressourcenschonende Produktion. Die Limitierung von Mengen und die Beachtung saisonaler Zyklen zeigen ihr Verständnis für natürliche Kreisläufe und nachhaltiges Wirtschaften. Der Gastrorundgang 2025 zeigt: In Brandenburg entstehen durch Kooperationen innovative Produkte, die die moderne Gastronomie bereichern.
Recherche, Text und Fotos: Isabell Kudobe, TMB Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH