Innovation

Grüne Woche: Regionale Vielfalt für die Gastronomie

01.02.2024
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Die Brandenburg-Halle auf der Grünen Woche ist jedes Mal ein Kaleidoskop regionaler Vielfalt. Die Geschichten hinter Angeboten wie Havelicious' Vanilleprodukten, Seenland Safran, Kara-Limo, dem Perleberger Senf und Urstrom Jerseys' Eiscreme sind eine Entdeckungstour durch sehr unterschiedliche Geschmacksrichtungen. Und sie erzählen von der Hingabe der Kreativköpfe, die sie geschaffen haben.

Die Brandenburg-Halle auf der Grünen Woche ist mehr als nur ein Ausstellungsraum. Sie dient, was kulinarische Vielfalt aus Brandenburg betrifft, als Drehscheibe für Innovation und Tradition. Bis zu 250 Anbieter präsentieren hier jährlich ihre Produkte. Das Angebot reicht von Traditionsmarken wie der Spreewaldgurke, über handwerklich hergestellte Wurst- und Feinkostspezialitäten bis zu neuen Kreationen. Die Aussteller sind größtenteils kleine und mittelständische Unternehmen.

Agrarminister Axel Vogel hat die Grüne Woche treffend als eine Plattform beschrieben, "um die Vielfalt, Herausforderungen und Innovationen der Land- und Ernährungswirtschaft ins Rampenlicht zu rücken." Die lebendigen Verhandlungen, die steigenden Online-Bestellungen und das positive Feedback von Ausstellern und Gästen belegen den Erfolg dieser Veranstaltung, die sich kontinuierlich weiterentwickelt.

Plakat zum Gastronomenrundgang auf der Grünen Woche
Quelle:

Marc Doebert/ TMB Tourismus-Brandenburg GmbH

Der Gastrorundgang: Stärkung regionaler Wertschöpfungsketten

Der Gastrorundgang ist eine Initiative, die in Zusammenarbeit mit dem DEHOGA Brandenburg, pro agro e.V., den Industrie- und Handelskammern Potsdam, Cottbus und Ostbrandenburg sowie der TMB Tourismus Marketing-Brandenburg GmbH ins Leben gerufen wurde. Seit einigen Jahren gibt es an einem Tag vor dem offiziellen Messebeginn, Gastronominnen und Gastronomen exklusiv die Möglichkeit geboten, die Vielfalt regionaler Produkte zu entdecken. 

Dr. Andreas Zimmer, Abteilungsleiter Clustermanagement Tourismus bei der TMB, hebt hervor, dass "dieser Rundgang den Austausch fördert und die regionale Wertschöpfung stärkt". Der direkte Kontakt zu den Anbietern, die Möglichkeit, neue und innovative Produkte zu entdecken - oft in Bioqualität - und die Offenheit für Kooperationen, prägen dieses besondere Event. Die Auswahl der interviewten Produzenten in diesem Jahr spiegelt die beeindruckende kulinarische Palette wider. 

Gastronomen auf der Grünen Woche in der Brandenburg-Halle
Quelle:

TMB Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH

Die Stimmen der Austellenden: Einblicke in Innovation und Leidenschaft

Havelicious: Vanilleprodukte aus dem Havelland

Havelicious, vertreten durch Vater James und Sohn Sören Phillips, ist ein Familienunternehmen. Die Idee entstand aus der Notwendigkeit, allergikerfreundliche Vanilleprodukte für James Tochter zu finden. Seit 9 Monaten sind sie am Markt. Von Vanilleextrakt bis zur Paste wird alles selbst hergestellt, wobei die Vanille aus Madagaskar stammt und Bio- sowie Fairtrade-zertifiziert ist. Die Partnerschaft mit dem Bauernverband in Madagaskar ermöglicht zum Beispiel den Bau von Schulen vor Ort. James erklärt: "Wir haben nahezu keine Zwischenhändler - das Geld bleibt bei den Bauern." Ihr Fokus auf natürliche Inhaltsstoffe und die direkte Zusammenarbeit mit Bauern aus Madagaskar, zeugen von einem tiefen Verständnis für Qualität und Nachhaltigkeit. "Wir wollen Produkte, die nicht nur exzellent schmecken, sondern auch völlig transparent und ehrlich sind", betont James Phillips.

Bisher sind ihre Produkte online, in einigen Potsdamer Geschäften und auf Amazon erhältlich. Die Zielgruppen reichen von Eismanufakturen über Konditoreien bis hin zu Bäckereien.

Gründer Vater James Phillips und Sohn Sören von Havelicious an ihrem Stand auf der grünen Woche
Quelle:

TMB Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH

Safran aus Brandenburg: Goldene Fäden mit heilender Kraft

Seenland Safran bringt ein Stück Luxus nach Brandenburg. Die kostbaren Gewürzfäden werden in der Morgendämmerung im November und Dezember geerntet und sorgfältig per Hand gezupft. Die Fäden sind nicht nur ein Gewürz, sondern finden auch Anwendung in der alternativen Medizin. Matthias Trentzsch, Betriebsleiter eines Kartoffelverarbeitungsbetriebs, begann Safran in Brandenburg anzubauen, um die gesundheitlichen Vorteile des Gewürzes zu nutzen. Nachdem er feststellte, dass Brandenburgs Sandböden und Klima sich ideal für den Anbau von Safrankrokussen eignen, gründete er "Seenland-Safran". Dieses Unternehmen versorgt nicht nur lokale Restaurants und Eisdielen mit dem kostbaren Gewürz, sondern treibt auch die Forschung zur gesundheitlichen Wirkung des Safrans voran. Er habe bereits erste Forschungskooperationen mit Universitäten gestartet, um mehr über die therapeutischen Aspekte von Safran zu erfahren, erklärt Matthias Trentzsch.

Außerdem arbeitet er intensiv daran, den Ernteprozess mithilfe seines technischen Know-hows zu vereinfachen, um Safran erschwinglicher zu machen. Dafür bekam er 2023 den Brandenburger Innovationspreis.

Matthias Trentsch Gründer von Seenland Safran
Quelle:

TMB Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH

Kara-Limo: Upcycling und Fusion von Tradition und Moderne

Kara-Limo, das erfrischende Getränk mit Zutaten von verschiedenen Kontinenten, wurde von den Studenten und Gründern Jost Neumann, dessen Vater einen Obsthof in Frankfurt Oder besitzt, und Lukas Kunzmann ins Leben gerufen. 

Während einer Reise nach El Salvador entdeckten die beiden die Tradition, Schalen von Kaffeekirschen als Tee zu servieren. Dieses Erlebnis führte dazu, dass sie das Potenzial der Kaffeekirschenschalen erkannten, das ein Nebenprodukt der Kaffeeernte ist und normalerweise weggeworfen wird. Sie kombinierten den aus den Schalen gewonnenen Extrakt mit regionalem Apfelsaft. Um Lebensmittelverschwendung zu bekämpfen, verwenden sie Äpfel, die auf sonst auf der Obstplantage übrig bleiben. 

Die Gründer sehen sich vor allem als Botschafter für die nachhaltige Nutzung von Kaffeekirschen. Ihr Ziel ist es, das Wissen darüber zu verbreiten und mehr Bewusstsein dafür zu schaffen. Sie schätzen eine ganzheitliche Ressourcennutzung und möchten dies auch in der Landwirtschaft fördern. Durch ihr Produkt wollen sie einen Beitrag leisten und eine zusätzliche Einkommensquelle für die Bauern schaffen. Langfristig streben sie an, ein Konzentrat herzustellen um den CO2-Fußabdruck weiter zu reduzieren. 

Lukas Kunzmann Gründer Kara-Limo an seinem Stand auf der grünen Woche 2024, hält in einer Hand eine Flasche der Kara Limo und hält mit der anderen Hand den Daumen nach oben
Quelle:

Isabell Kudobe/ TMB Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH

Perleberger Senf: Bewahrung von Tradition 

Die Familie Lange erwarb 2017 die Rezeptur der ältesten Traditionsmarke der Prignitz: Perleberger Senf und etablierte eine kleine Handmanufaktur mit einem kompletten gläsernen Labor. Besucher haben die Möglichkeit, die gesamte Produktion zu erleben, angefangen von der Ansetzung des Senfes bis zur vollständigen Abfüllung, Etikettierung und Beschriftung der Gläser. 

Mit acht verschiedenen Sorten, basierend auf den Grundsorten "extra scharf" und "mittelscharf", füllt die Manufaktur 30.000 bis 50.000 Gläser pro Jahr ab und bietet auch Lohnabfüllungen an. Ein Beispiel hierfür ist die kürzliche Zusammenarbeit mit einer Therme aus Oberfranken, die Senfgläser mit Thermalwasser an ihre Gäste verschenkte. 

Der Senf ist in den beiden Hofläden der Familie Lange, im Elbe Resort und in ausgewählten Edeka-Märkten erhältlich. Dank ihrer Teilnahme an der Grünen Woche im letzten Jahr sind sie seit 2024 zudem in allen Galeria Kaufhöfen in Berlin vertreten. 

Der Perleberger Senf zeigt, dass die Wahrung regionaler Erzeugnisse Hand in Hand mit Innovation und Anpassung an den modernen Markt gehen kann.

Jann Lange und der Perleberger Senf auf der Grünen Woche 2024
Quelle:

Isabell Kudobe/ TMB Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH

Urstrom Jerseys: Eine Liebeserklärung an Qualität und Nachhaltigkeit

Urstrom Jerseys, gegründet von Loreen Herrmann, ist eine Eisproduktion in Baruth Mark. Als deutsche Vizemeisterin der Gelatiere und Teilnehmerin an der Weltmeisterschaft der Eisproduzenten in Rimini, produziert sie Eis für Gastronomie und Lebensmitteleinzelhandel aus der Rohmilch der Jersey-Kuh. 

Die A2-Milch der Kühe macht das Eis cremig und verträglich für Menschen mit Laktoseintoleranz. Mit 6 Prozent Fett, 20 Prozent mehr Proteinen, doppelt so viel Betacarotin und Omega-3-Fettsäuren ist diese Milch besonders nährstoffreich. 

Neben Milcheis bieten sie auch vegane Optionen an, basierend auf Kokosnussmilch mit mindestens 45 Prozent Frucht. Die Herstellung erfolgt komplett ohne künstliche Zusatzstoffe. 

Loreen legt großen Wert darauf, dass jeder Bestandteil ihrer Produkte nachvollziehbar, natürlich und von lokalen Erzeugern stammt. Dieser Ansatz, kombiniert mit der Liebe zum Detail und der Leidenschaft für das Eiscremehandwerk, macht Urstrom Jerseys zu einer Marke, die nicht nur durch Geschmack, sondern auch durch Werte überzeugt. 

Urstrom Jerseys Gründerin Loreen Herrmann
Quelle:

Isabell Kudobe/TMB Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH

Diese fünf Geschichten sind nur ein Ausschnitt aus der Welt der Produzenten und ihrer Produkte, die in der Brandenburg-Halle vertreten waren. Jedes Produkt erzählt eine eigene Geschichte, jede Marke trägt eine eigene Philosophie. Es sind diese Geschichten und Werte, die die besondere Atmosphäre der Messe ausmachen und Besucher inspirieren.

Recherche, Text und Fotos: Isabell Kudobe