Destinationsmanagement

Workation - Aktueller Stand im Land Brandenburg

29.02.2024
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Von Dr. Andreas Zimmer, Leiter Clustermanagement Tourismus bei der TMB

Zurzeit gibt es in Brandenburg, je nach Zählart, 50 bis 70 Orte, in denen touristische Coworking-Ansätze zu finden sind. Doch was verbirgt sich hinter dem Begriff Coworking und was hat das mit Tourismus zu tun?

Bei Workation, einem Kunstwort aus Work (Arbeit) und Vacation (Urlaub), geht es eher um Orte, die in Urlaubsregionen für temporäre Nutzerinnen und Nutzer professionelle, flexible Arbeitsorte aufbauen, damit diese „effektiv und möglichst ungestört ihre Aufgaben erledigen können und trotzdem gleichgesinnte Menschen treffen“. Anklänge daran fanden sich z.B. beim Summer of Pioneers in Wittenberge, wo in und an der Alten Ölmühle Coworking-Spaces eingerichtet wurden. 

In der Praxis werden diese theoretischen Unterscheidungen allerdings immer wieder vermischt, oftmals von den Betreiberinnen und Betreibern selbst. Das ist völlig unproblematisch: Die Wirklichkeit ist bunt. So farbenfroh zum Beispiel, dass mittlerweile auch an Orten Workation drin ist, wo kein Workation draufsteht, z.B. im Schloss Grube in der Prignitz, oder bei dem Workation & Co. oft als weiteres Standbein eines wirtschaftlichen Betriebs neben weiteren kulturellen, touristischen oder sozialen Aktivitäten bildet.  

Foto von Arbeitssituation in kreativer Atmosphäre
Quelle:

TMB Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH

BrandenburgCamp/Gut Boltenhof

Noch interessanter wird diese Betrachtung, was Tourismus und Coworking verbindet, wenn wir uns die Nachfrage- bzw. Nutzerinnen- und Nutzerseite anschauen. 
Es gibt die berühmte Definition, nach der Tourismus alle „Aktivitäten von Personen (sind), die an Orte außerhalb ihrer gewohnten Umgebung reisen um sich dort zu Freizeit-,Geschäfts- oder bestimmten anderen Zwecken nicht länger als ein Jahr ohne Unterbrechung aufzuhalten“ (UNWTO) 

Dann sind es plötzlich nicht mehr nur die Retreats und Workations, sondern im Grunde genommen alle Orte, deren Gäste, aus welchen Gründen auch immer, sich temporär bei ihnen aufhalten (ausgenommen Verwandten- und Bekanntenbesuche). Kurzum: Jeder Ort, der von mehr als Einheimischen lebt oder leben will und eine erweiterte Zielgruppe anspricht, ist touristisch einzustufen. Das betrifft auch diejenigen, die sich zwar primär an Einheimische richten, aber temporäre Gäste als inhaltliche und wirtschaftliche Ergänzung betrachten. 

Wesentliche sind hier zusammengeführt.

Foto Pause beim BrandenburgCamp
Quelle:

TMB Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH

BrandenburgCamp/Gut Boltenhof

Touristische Coworking-Standorte im Land Brandenburg

Nicht mitgezählt sind hier alle Orte, an denen Coworkings stattfinden könnten, die aber diese Nutzung nicht explizit intendieren. Ein näherer Blick zeigt, dass die Szene durchweg gemischt ist - von hochprofessionellen Räumen in privater Trägerschaft, wie z.B. das Unicorn oder das Mietwerk, über öffentlich geförderte bzw. betriebene Projekte wie das Technologie- und Gründerzentrum Prignitz oder der STIC Wirtschaftsfördergesellschaft Märkisch-Oderland mbH, bis hin zu kleineren Objekten, in denen Co-Ansätze Teil des Ganzen sind. 

Wenig Nullachtfünfzehn ist darunter zu finden, dafür viel Experimentelles und Spezialisiertes, wie The Vield mit außergewöhnlichen Sleep-Cubes oder der Musikbahnhof Annahütte, die Workations für Musikerinnen und Musiker anbieten. Nicht nur „Lebe“, sondern „Arbeite lieber ungewöhnlich“ ist also das Motto vieler solcher Orte in Brandenburg, oder anders ausgedrückt: Kennt man einen, kennt man noch lange nicht alle anderen. Die Organisation untereinander ist kooperativ, aber oft informell. Man kennt sich, trifft sich und tauscht sich aus. Viele von diesen Orten sind bei den Kreativorten Brandenburg bzw. Netzwerk Zukunftsorten dabei und gelistet.