Barrierefreier Tourismus in Brandenburg – Zielgruppen
Gäste, die auf barrierefreie Angebote angewiesen sind oder von ihnen profitieren, haben die gleichen Reiseintentionen wie andere Gäste auch. Sie sind nur auf eine andere Infrastruktur und Hilfsmittel entsprechend ihrer Bedürfnisse angewiesen.
Grundsätzlich sind die Motivationen zu Reisen oder Ausflügen immer die gleichen, egal welche Voraussetzungen herrschen. So wollen alle Gäste entweder auf dem Land die Natur genießen oder den Trubel in der Stadt erleben, wollen aktiv sein oder Wellness genießen, Kultur erleben und Kulinarik ausprobieren oder shoppen gehen. Genauso verhält es sich auch bei den Unterkünften. Manche bevorzugen den Luxus in exklusiven Hotels, andere lieben die Naturverbundenheit auf Campingplätzen. Sie verreisen allein, zu zweit, als Familie oder auch in Gruppen. Sie unterscheiden sich also nicht von anderen Reisenden, das was sie unterscheidet ist lediglich die Infrastruktur auf die sie angewiesen sind. Die wichtigsten Zielgruppen der Marke Brandenburg sind also auch Ihre Zielgruppe vor Ort!
Gästegruppen
Wer gehört zu der Zielgruppe von Gästen, die auf Barrierefreiheit angewiesen sind oder von ihr profitieren? Und was sind ihre Bedürfnisse? Klicken Sie auf ein Tab, um mehr zu erfahren.
Es ist erstaunlich, wie viele Gäste aus den verschiedensten Ursachen dauerhaft oder vorübergehend in ihrer Mobilität eingeschränkt sind. Mal sind die Ursachen offensichtlich, mal sind sie unsichtbar:
- Weil ihre Behinderung durch das Hilfsmittel Rollstuhl deutlich sichtbar ist, werden Rollstuhlfahrer von allen behinderten Menschen am deutlichsten wahrgenommen.
- Offensichtlich ist die Einschränkung zum Beispiel auch bei Menschen mit gebrochenen Gliedmaßen.
- Deutlich wahrnehmbar ist sie auch bei älteren Menschen, die Rollatoren benutzen, wenn sie unbeweglicher oder unsicherer werden.
- Weniger sichtbar ist, dass die Sinne älterer Menschen nachlassen, so dass Schwerhörigkeit und Fehlsichtigkeit ihre Wahrnehmung trüben. In der Folge beeinflusst das nicht nur ihre Mobilität, sondern führt auch zu einem höheren physischen Sicherheitsbedürfnis.
- Weniger sichtbar ist die eingeschränkte Mobilität zudem auch bei Menschen mit chronischen Erkrankungen wie Rheuma oder Herz-Kreislaufproblemen.
- Bei weiteren Gästegruppen müssen wir erst die Perspektive wechseln, um ihre Mobilitätseinschränkung zu erkennen: zum Beispiel bei Familien mit Kinderwagen und Gästen mit Fahrrädern oder großem Gepäck.
Sie alle begrüßen deshalb:
- Stufenlose Wege und Zugänge (keine Schwellen und Stufen)
- Ausreichend breite Türen
- Treppen mit griffsicheren und beidseitigen Geländern
- Genügend Bewegungs- und Rangierflächen in Räumen
- Genügend Sitzmöglichkeiten
- Ausreichend Raum und Abstellmöglichkeiten für Kinderwagen, Rollatoren etc.
- Barrierefreie Toiletten und Badezimmer
- Personen- und Gepäcktransport als Serviceleistung
- Kommunikation „auf Augenhöhe“, z.B. mit Tresen in Sitzhöhe
Sehbehinderte und blinde Menschen unterscheiden sich deutlich: Während eine blinde Person nicht oder nur sehr schlecht sieht,
verfügt eine sehbehinderte Person über ein gewisses Sehvermögen, auch wenn es nicht gut ist.
Hilfreiche Services für sehbehinderte Menschen sind unter anderem:
- Beschriftungen in ausreichender Schriftgröße, z. B. auf Speisekarten
- Piktogramme, Schalter, Griffe, Orientierungshilfen etc. mit deutlichen Kontrasten
- Gute Lichtverhältnisse bzw. Ausleuchtung von Räumen
- Ausleihbare Lesebrillen
- Lichtbänder oder Kontraststreifen an Treppenstufen und Glastüren
Wer angemessen auf blinde Gäste reagieren möchte, kann dies z. B. mit folgenden Angeboten:
- Akustisch abrufbare Informationen
- Möglichkeit zur Mitnahme von Blinden- und Führhunden
- Informationen in Blindenschrift (Brailleschrift) und/oder Daisy-Format (ein Audio-Format, das eine einfache Navigation zwischen den Inhalten erlaubt)
- Persönliche Führungen/Begleitungen als Serviceleistung
- Barrierefreie Internetseiten, die sich der blinde Nutzer z. B. von seinem Smartphone vorlesen lassen kann
- Tastmodelle wichtiger Ausstellungsstücke
Hörbehinderte und gehörlose Menschen können akustische Signale schlecht oder überhaupt nicht wahrnehmen. Folglich muss die Kommunikation im Wesentlichen visuell stattfinden. Viele gehörlose Menschen beherrschen die Gebärdensprache und/oder sind in der Lage, durch Lippenlesen einiges zu verstehen.
Wer auf hörbehinderte und/ oder gehörlose Gäste eingehen will, dem helfen folgende Tipps:
- Optische anstelle akustischer Signale wie z. B. Feueralarm oder Wecker, noch besser: Ergänzung akustischer Signale um optische Signale
- Informationen in schriftlicher Form, auf einfache Sprache achten
- Ständiger Blickkontakt im Gespräch und deutliches Sprechen
- Einbezug von Gebärdensprachdolmetschern bei Bedarf
Menschen mit kognitiven Einschränkungen brauchen häufig mehr Zeit und Ruhe, um Informationen verstehen zu können. Ihre Aufenthaltsqualität verbessern Sie zum Beispiel durch:
- Mündliche Erklärungen in kurzen, einfachen und grammatikalisch korrekten Sätzen
- Texte in kurzen, einfachen und grammatikalisch korrekten Sätzen (z. B. bei Infomaterialien)
- Informationen in Leichter Sprache
- Bildliche Darstellungen, z. B. mit bebilderten Speisekarten, Symbolen bei Ausschilderungen etc. (Davon profitieren auch ausländische Gäste und alle Gäste, die nicht lesen können.)
Allergien betreffen bundesweit eine wachsende Gruppe von Menschen. Mit diesen Maßnahmen können Sie auf die Bedürfnisse von Allergikern reagieren:
- Holz- oder Kunststoffböden anstelle von Teppichböden
- Allergikerfreundliche Betten und Bettwäsche
- Gerichte ohne allergene Stoffe anbieten und auf der Speisekarte deutlich kennzeichnen
- Gut lesbare Auszeichnungen am Frühstücksbuffet für Allergiker (z. B. Hinweise auf Nüsse und Mandeln, Laktosefreiheit etc.) sowie alternative, allergenfreie Angebote
- Bestimmte Etagen mit Haustierverbot
- Verzicht auf allergologisch bedenkliche Zimmerpflanzen
Wussten Sie schon?
Viele Allergiker wohnen gleich bei Ihnen um die Ecke. Jedes vierte Brandenburger Kind zwischen 0 und 16 Jahren leidet unter einer Allergie, bei den Berlinern und Berlinerinnen zwischen 30 und 39 Jahren sind es sogar 60 %.
Neurodermitis, Heuschnupfen und Asthma sind am weitesten verbreitet. Allergikergerechte Angebote betreffen also eine Gruppe, die wirtschaftlich nicht zu unterschätzen ist: Familien mit Kindern auf Wochenendausflügen.
Lernvideo: Zielgruppen des barrierefreien Tourismus
Erfahren Sie kompakt und anschaulich, welche Bedürfnisse Ihre Zielgruppe hat.
Beispiele aus Brandenburg für zielgruppengerechte Angebote
Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg
Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg engagiert sich seit Jahren für Inklusion und die Zugänglichkeit und Erlebbarkeit historischer Schlösser und Gärten. In vielen Projekten und Austauschen mit Betroffenen wächst das Verständnis für die verschiedensten Bedürfnisse von Gästen mit Einschränkungen und Behinderungen. So wurde bereits viel geschafft, vor Allem die Kommunikation was geht und wo es schwieriger sein könnte in die Geschichte einzutauchen. Auf der Internetseite der Stiftung werden die Angebote genau beschrieben.
Barnim Panorama in Wandlitz
Das Barnim Panorama vereinigt das Naturparkhaus Barnim und das Agrarmuseum Wandlitz unter einem Dach. Schon von zu Hause aus können sich auch blinde Gäste auf den barrierefreien Internetseiten über die Ausstellungen informieren. Die Aufzüge im Museum haben eine akustische Stockwerkansage und Bedienelemente in tastbarer Brailleschrift. Viele Ausstellungsobjekte können mit mehreren Sinnen erlebt werden. Spezielle Führungen für blinde und sehbehinderte Gäste werden angeboten. Blindenführhunde dürfen in die Ausstellung mitgenommen werden. Ein gelungenes Beispiel das zeigt, dass durchdachte Barrierefreiheit bei der Planung beginnt und so auch gelingt.
Pension Pusteblume in Meyenburg
Die Pension bietet neben barrierefreien Einzel- und Doppelzimmern mit Pflegebetten und barrierefreien Küchen auch Tagesausflugsmöglichkeiten mit dem hauseigenen Fahrdienst an. Darüber hinaus werden Service- und Betreuungsleistungen innerhalb der Pension durch Hausdamen erbracht. Bei Bedarf kann auf eine Kooperation mit einem Pflegedienst zurückgegriffen werden.
Museum des Dreißigjährigen Krieges in Wittstock
Das Museum hat einen Einführungsfilm sowie 4 verschiedene Filmsequenzen zu den Themen „Elend“, „Feldmedizin“, „Schlacht“ und „Söldner“ mit Untertiteln und Gebärdensprachdolmetscher produziert. Bei den Museumsführungen kann auf Anfrage ein Gebärdensprachdolmetscher hinzugezogen werden.
TIPP
Lernen Sie Ihre Gäste kennen!
Fragen Sie nach Wünschen und Bedürfnissen und geben Sie Ihren Gästen die Möglichkeit, Feedback zu geben. Dies kann durch Fragebögen geschehen, die im Gästezimmer ausliegen, oder ganz unkompliziert im Internet.
Wichtig: Fragen Sie gezielt nach Verbesserungsvorschlägen zur Barrierefreiheit!