Barrierefreier Tourismus – Marktvolumen & Potential
Die sich im demographischen Wandel befindende Gesellschaft, stellt den Tourismus vor neue Herausforderungen und verlangt nach mehr Barrierefreiheit touristischer Angebote. Service, Komfort und Nutzbarkeit werden immer mehr zu unverzichtbaren Qualitätsmerkmalen.
Hier bieten sich Chancen für den Tourismus. In einer alternden Gesellschaft wird sich das Nachfragepotential hinsichtlich Angeboten mit mehr Komfort stetig erhöhen. Gerade mit dem Alter werden Mobilitäts- oder Aktivitätseinschränkungen wahrscheinlicher, weshalb Barrierefreier Tourismus zu den wichtigsten Wachstumssegmenten gehört.
2015 unternahmen Menschen mit Behinderungen in Deutschland drei Millionen Urlaubsreisen. Diese Zahl könnte und würde deutlich höher ausfallen, vorausgesetzt es gäbe mehr barrierefreie Angebote sowie transparente Informationen zu deren Zugänglichkeit. Vor allem ältere Gäste wünschen sich das, denn auch wenn sie mit zunehmendem Alter schlechter hören, sehen oder gehen, möchten sie weiterhin selbstständig reisen und Ausflüge machen.
Kontakt
Kerstin Lehmann
TMB Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH
Babelsberger Str. 26
14473 Potsdam
Deutschland
Demographischer Wandel erhöht die Nachfrage
Genau diese älteren Gäste über 60 Jahre erreichen als zahlenstarke „Babyboomer“ derzeit peu à peu das Rentenalter. 2030 wird fast jeder Dritte Einwohner Deutschlands (34 %) älter als 60 Jahre alt sein. Bis 2025 prognostizieren Experten jährlich zehn Millionen mehr Kurzurlaubsreisen bei den über 70-jährigen Reisenden. Das unterstreicht noch einmal, dass der barrierefreie Tourismus ein chancenträchtiger Markt ist, der im Land Brandenburg bereits gut aufgestellt ist. So sind bereits über 900 Angebote auf Barrierefreiheit geprüft und in der Datenbank aufgenommen worden. Hier können sich die Gäste bereits von zu Hause aus detailliert über die Zugänglichkeit von Urlaubs- und Freizeitangeboten informieren.
Von einer barrierefreien Infrastruktur und entsprechenden touristischen Angeboten profitieren weitaus mehr Menschen. Neben den bereits erwähnten älteren Touristen zählen hierzu insbesondere Familien mit Kindern sowie die Bevölkerung vor Ort – vor allem, wenn man bedenkt, dass in Brandenburg aktuell mehr Menschen mit Behinderung leben als im Bundesdurchschnitt und die Zahl älterer und hoch betagter Menschen deutlich zunehmen wird.
Konsequent umgesetzt, stellt Barrierefreiheit ein Qualitätsmerkmal dar, das zusätzlichen Komfort und Service in bestehende sowie neue Attraktionen und Dienstleistungen integriert und sich an alle Menschen richtet.
Sieben gute Argumente für den barrierefreien Tourismus
1. Sicherheit + Komfort = Qualität
Barrierefreiheit wird zum Qualitätsmerkmal, wenn sie allen Gästen einen sicheren, komfortablen und somit bequemen Urlaub ermöglicht.
2. Erhebliches Marktvolumen
In Deutschland leben derzeit 10,3 Mio. schwer- und leichtbehinderte Menschen. Das sind 13 % der Bevölkerung. Ihre Zahl wächst seit Jahren. Ältere sowie aktivitäts- und mobilitätseingeschränkte Reisende bieten deshalb als Gästegruppe ein großes Marktpotenzial.
3. Großes Marktwachstum
Aktuell sind in Deutschland 17,3 Mio. Menschen 65 Jahre alt oder älter. 2060 werden dies ca. 23 Mio. Menschen sein. Infolge dieses demographischen Wandels wächst auch die Nachfrage nach barrierefreien Angeboten deutlich.
4. Vorliebe für deutsche Reiseziele
Menschen mit Aktivitäts- und Mobilitätseinschränkungen sowie ältere Gäste verbringen ihren Urlaub oft und mit Vorliebe in deutschen Reiseregionen.
5. Höhere Auslastung in der Nebensaison
Mehr als andere Urlauber bevorzugen aktivitäts- und mobilitätseingeschränkte Gäste das Reisen in der Nebensaison.
6. Profil, Image und Wettbewerbsvorteile
Mit barrierefreien Angeboten können sich touristische Betriebe, Orte und Regionen profilieren und ihre Wettbewerbsposition verbessern.
7. Nutzen für die örtliche Bevölkerung
Von der barrierefreien Entwicklung eines Tourismusortes bzw. einer Tourismusregion profitieren auch die Einwohner, da die Lebens- und Aufenthaltsqualität vor Ort steigt.
Praxisbeispiel: Schwielowsee Tourismus
Brandenburger Städte und Kommunen gehen voran
Der Wunsch nach einem barrierefreien Umfeld wächst gleichermaßen für Gäste und Einheimische – sei es zum Wohnen, sei es zum Urlaub machen. Die Kommunen sind deshalb doppelt gefordert, eine barrierefreie Infrastruktur im öffentlichen Raum herzustellen.
Beispielhaft agierte hier die Gemeinde Schwielowsee: Sie erfasste zunächst die Barrierefreiheit im öffentlichen Raum sowie bei ausgewählten Tourismusanbietern – um im Anschluss daran Verbesserungsmaßnahmen durchzuführen und die Leistungsträger miteinander zu vernetzen.
Besonders vorbildlich: Die Gemeinde hat für alle drei Ortsteile Flyer mit Karten für eine barrierefreie Wegeführung erstellt, auf denen Einheimische und Gäste auch zahlreiche Informationen zu Angeboten für Menschen mit unterschiedlichen Bedürfnissen finden. Die Flyer stehen auf der Webseite „Schwielowsee für Alle“ zum Download bereit und werden in der Tourist-Information angeboten.
Wussten Sie schon?
- Im Jahr 2020 wird die Zahl der Reisen von älteren und behinderten Gästen innerhalb der EU auf 862 Mio. Reisen pro Jahr steigen. Gelänge es, die barrierefreie Zugänglichkeit tourismusrelevanter Einrichtungen deutlich zu erhöhen, ließen sich sogar jährlich 1.231 Mio. Reisen realisieren.
- Im Jahr 2009 ist in Deutschland die UN Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen (UN-BRK) in Kraft getreten. Damit ist die gleichberechtigte gesellschaftliche Teilhabe von Menschen mit Behinderungen, auch im Urlaub, ein Menschenrecht!