Was bedeutet Nachhaltigkeit im Tourismus?
Brandenburg bietet ausgezeichnete Voraussetzungen für nachhaltigen Tourismus. Aber auch immer mehr Gäste erwarten von ihren Urlaubsdestinationen den Nachweis nachhaltiger Aktivitäten. Darum setzt sich das Land auf vielen Ebenen für mehr Nachhaltigkeit im Tourismus ein. Ein Überblick.
Der Begriff Nachhaltigkeit ist in den letzten Jahren immer häufiger in den Mittelpunkt öffentlicher Debatten in den unterschiedlichsten Branchen gerückt und inzwischen ein gesellschaftlicher Megatrend. Seinen Ursprung hat der Nachhaltigkeitsgedanke bereits im 17. Jahrhundert in der Waldwirtschaft. Der Oberberghauptmann Hans Carl von Carlowitz beschreibt in seinem Werk über die Forstwirtschaft, wie eine „continuirliche beständige und nachhaltende Nutzung“ gelingt.
In einem Wald sollte nur so viel abgeholzt werden, wie der Wald in absehbarer Zeit auf natürliche Weise regenerieren kann.
Darum geht es auch in der Tourismusbranche: Es soll versucht werden, die Ansprüche der Touristen sowie der wirtschaftenden Akteure der Tourismusbranche bestmöglich zu erfüllen und gleichzeitig die Ressourcen eines Reiseziels zu schützen. So definiert es auch die Welttourismusorganisation der Vereinten Nationen:
Ressourcen werden so genutzt, dass ökonomische, soziale und ästhetische Bedürfnisse befriedigt werden und gleichzeitig die kulturelle Integrität, wesentliche ökologische Prozesse, die biologische Vielfalt und lebenswichtige Systeme als Lebensgrundlagen erhalten werden.
Neben den Bedürfnissen der Gäste gilt es die Interessen der lokalen Bevölkerung mit dem Natur- und Umweltschutz zu verbinden und dabei eine langfristig wirtschaftliche sowie sozialverträgliche Entwicklung anzustreben. Nachhaltiges Handeln beinhaltet neben den ökologischen Aspekten immer auch ökonomische und soziale Aspekte. Diese drei Dimensionen der Nachhaltigkeit ermöglichen eine ganzheitliche Perspektive auf die Tourismusentwicklung mit dem Ziel einer dauerhaft tragfähigen Wertschöpfung.
TMB Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH
Marc Doebert
Natur und Nachhaltigkeit: Potenzial für den Brandenburger Tourismus
Mit seinen intakten Natur- und Kulturräumen bietet das Land Brandenburg ausgezeichnete Voraussetzungen für nachhaltige Tourismusformen. Mit elf Naturparks, drei Biosphärenreservaten, einem Nationalpark sowie einem UNESCO-Weltnaturerbe steht ein Drittel der Fläche Brandenburgs unter naturräumlichen Schutz. Naturnahe Aktivitäten wie Radfahren, Wandern oder Wassersport bergen viel Potenzial, um das Thema Nachhaltigkeit in Brandenburg erlebbar zu machen.
Repräsentative Umfragen belegen regelmäßig ein hohes Interesse an nachhaltigem Urlaub, jedoch auch eine Diskrepanz zwischen positiven Einstellungen zu nachhaltigen Reisen und dem tatsächlichen Reiseverhalten. Die Deutschen wünschen sich zwar mehr Nachhaltigkeit beim Reisen, tatsächlich wissen sie häufig nicht, was genau sie dafür tun können oder wo glaubwürdig nachhaltige Reiseangebote zu finden sind. Zukunftsforschende prognostizieren jedoch weiterhin, dass Gäste Reiseziele zukünftig bewusster und achtsamer auswählen werden, orientiert an neo-ökologischen und gemeinschaftlichen Werten.
Jedoch ist Nachhaltigkeit allein kein Reisegrund. Vielmehr geht es darum spannende und qualitative Reiseangebote zu entwickeln, und dabei negative Folgen auf Mensch und Umwelt so gering wie möglich zu halten. Nachhaltigkeit sollte jedoch nicht mit Verzicht gleichgesetzt werden: Zahlreiche Vorreiter zeigen, dass Nachhaltigkeit und Reiselust Hand in Hand gehen können und nachhaltige Angebote sogar sinnvolle Beiträge zum Umweltschutz leisten oder soziale Initiativen unterstützen können. Und nicht nur das: Viele Gäste sind in der heutigen Zeit auf der Suche nach authentischen Sinneserlebnissen, die nachhaltige Reiseangebote oftmals eher schaffen. Hier sind Destinationen und Leistungsträger gefordert, nicht nur die passenden Angebote zu entwickeln, sondern Nachhaltigkeit aktiv zu kommunizieren und erlebbar zu machen.
Zentrale Handlungsfelder für den Brandenburger Tourismus
Seit vielen Jahren finden sich grundlegende Elemente des Nachhaltigkeitsprinzips in Leitbildern politischen, wirtschaftlichen und ökologischen Handels wieder. Der Deutsche Tourismusverband (DTV) etwa bekennt sich ausdrücklich zu einer nachhaltigen Tourismusentwicklung in Deutschland und appelliert an alle Akteure der öffentlichen Hand und in den Betrieben, die Vorgaben des nachhaltigen Tourismus zu verfolgen. Die deutsche Nachhaltigkeitsstrategie gibt mit ihren vier Handlungsfeldern Regeneration, Substitution, Anpassungsfähigkeit und Vermeidung nichtvertretbarer Risiken einen möglichen Orientierungsrahmen vor.
In Brandenburg gibt, neben der Nachhaltigkeitsstrategie des Landes, die Landestourismuskonzeption den Rahmen für mehr Nachhaltigkeit im Brandenburg-Tourismus vor. Themen wie Energie- und Ressourceneffizienz, regionale Wertschöpfungsketten, umweltfreundliche Mobilitätslösungen, langfristige Finanzierbarkeit touristischer Infrastruktur, Zufriedenheit der Gäste und Mitarbeiter/innen sowie Teilhabe der örtlichen Bevölkerung sind genauso wichtig, wie die Bewahrung und behutsame Weiterentwicklung der natürlichen und kulturellen Orte und Traditionen. Bei der Umsetzung sind die am Tourismus beteiligten Akteure gefordert, die miteinander verzahnten Dimensionen der Nachhaltigkeit zu berücksichtigen.
So eröffnen sich für die Zukunft des Tourismus neue Chancen, selbst bei veränderten Rahmenbedingungen:
- Für Reisegäste ein klimafreundlicher Urlaubsgenuss von höchster Qualität,
- für Unternehmen ein erlebbares Qualitäts- und Unterscheidungskriterium im touristischen Wettbewerb
- und für Destinationen eine sozial gerechte und wirtschaftlich tragfähige Tourismusentwicklung.