Flair Hotel Reuner - engagierte Nachwuchsförderung
Nachhaltigkeit und Fachkräftegewinnung mit dem Fokus Nachwuchsförderung stehen im Flairhotel Reuner im Fokus vieler Aktivitäten. Genau darauf soll das Augenmerk hier gelegt werden.
Fokus Nachwuchsförderung
Wie würden Sie die aktuelle Lage in Hinblick auf den Fachkräftemangel in Ihrem Hotel speziell beschreiben?
Wir sind im Hotel relativ gut aufgestellt, da wir viele Aktionen bzgl. der Nachwuchsförderung machen. Aktuell haben wir sieben Azubis. Das ist wahrscheinlich sehr überdurchschnittlich, denn die Branche allgemein hat da ein großes Problem.
Wir hatten vorher im Landkreis drei Berufsschulen, die zum Koch und zur Hotelfachfrau ausgebildet haben und jetzt ist noch eine übrig, die es mit Mühe und Not schaffen, eine Klasse zusammen zu bekommen. Da sieht man deutlich, dass es beim Nachwuchs fehlt.
Ausbildungsfilm vom Flair Hotel Reuner aus Zossen. Hotelfachfrau und Koch
Team Flair Hotel Reuner
Flair Hotel Reuner
Wie engagieren Sie sich im Bereich der Nachwuchsförderung? Was gibt es für konkrete Maßnahmen?
Wir machen eine ganze Menge. Also ich versuche die alle mal kurz aufzuzählen.
Ich sehe mich ein bisschen als Botschafter für die Hotellerie und Gastronomie in Brandenburg generell. Das Image der Branche muss verbessert werden. Es ist schön, einen Facharbeiterberuf zu haben. Wir bilden ja in allen Bereichen aus: Gastronomie, Hotelfachfrau, Restaurantfachfrau und Koch.
Dazu kommen dann noch die Fachkraft Küche und Fachkraft Restaurant. Das sind zwei neue Berufe. Auch die haben uns jetzt geholfen, neue Mitarbeiter zu bekommen. Die Fachkräfte machen nur eine zweijährige Ausbildung von der ursprünglich dreijährigen Ausbildung, um den Einstieg zu haben und danach zu überlegen, hänge ich noch das eine Jahr ran und hab den vollen Beruf oder habe ich erstmal die Fachkraft mit 2 Jahren als Gehilfe. Auch das gibt vielen den Einstieg, erst einmal in die Branche reinzukommen, weil sie weniger Angst haben, dass drei Ausbildungsjahre zu viel sind und man sich zu lange bindet.
Wenn wir zum Beispiel in die allgemeinbildenden Schulen gehen, versuchen wir immer, alle Facharbeiterberufe zu bewerben.
Bei unseren Aktionen fangen wir schon mit den ganz Kleinen an.
- Wir gehen in Kindergärten und präsentieren uns da als Köche. Das ist immer ganz schön. Wir machen kleine Aktionen wie z.B. Eis ausgeben oder Kräutererkennung. Im Gegenzug bieten wir den Kindergartengruppen auch an, dass sie zu uns kommen. Wir haben ein sehr großes Feld wo wir Dinge zeigen wie Gemüseanbau, Gemüseerkennung, Tierzucht. Bei uns leben ja verschiedene Tiere: Hühner, Hasen, Wachteln, Schweine, Rinder, Schafe und Bienen. Das finden die Kinder in der Regel sehr interessant.
- Dann in der Grundschule natürlich das Gleiche, nur ein bisschen weiter/intensiver. Wir nehmen die Schüler mit in die Küche zeigt, wie man ein kleines Gericht macht oder erklären wie man sich im Restaurant benimmt und damit verbunden, wie wird ein Tisch eingedeckt.
- Dann folgt die Gesamtschule. Das ist unsere wichtige/zentrale Gruppe in der 8. und 9. Klasse. In dem Alter wird überlegt, was kann ich mir beruflich vorstellen. Mit den Schülern gehen wir dann schon ein bisschen mehr ins Detail, kochen ein Menü und ähnliche Dinge. Mindestens einen Tag sind die Schüler da, dann gehen wir einmal alle Gebiete durch, was man im Hotel machen kann. Von Hotelfachfrau, auch die Zimmer checken, an der Rezeption, im Restaurant mal den Tisch eindecken, Menü dazu schreiben, gucken, dass serviert wird und in der Küche halt genau das Gleiche, dass man guckt, woraus können wir denn ein Menü machen. Dann wird das Menü gekocht, serviert und angerichtet. Das klappt eigentlich immer ganz gut.
- Gut sind natürlich Ausbildungsmessen in Schulen, wo man sich präsentieren kann. Aber für mich waren immer diese aktiven Sachen zielführender, wo die Schüler auch was richtig machen können. Da muss man immer gucken, welche Schule bietet was an. Wir haben hier eine Realschule, also das sind ja die potenziellen Schüler (Real- und Gesamtschüler), die holen uns einmal im Jahr, damit wir mit den kompletten achten Klassen so einen kleinen Workshop machen: Was muss ich machen, um mich zu bewerben, welche Berufe gibt es und dann kleine Schnitzübungen, kleines Gericht kochen und dann natürlich essen. Das kommt immer gut an und da sieht man schon, wer dafür geschaffen ist und wer Lust hat.
Was man beobachten kann, ist, dass die Kenntnisse ganz extrem auseinander gehen bei Schülern aus der Gesamtschule. Es gibt viele, die haben sich einen Kopf gemacht, was sie werden wollen. Die wollen nach der Schule noch Abitur machen und studieren. Und dann halt auch die, die jetzt noch gar keinen Plan haben und sich keine Gedanken machen, was danach passiert. Das geht sehr auseinander und ich spreche auch viel mit Jugendlichen. Da muss man dann herauskitzeln, worauf sie Lust haben. Und dann kleine Anreize geben, dass es vielleicht auch ganz gut ist, in der Gastronomie zu arbeiten bzw. einen Facharbeiterberuf erstmal zu lernen als Basis und dann nochmal weitermachen. Also mehr Schritte machen. Viele sehen immer nur das große Ende, du musst das und das werden, aber man muss sich die Ziele vielleicht kürzer setzen. Ich mach jetzt erstmal zwei Jahre den Facharbeiterberuf und gucke dann weiter.
Jeder sollte da abgeholt werden, wo er steht. Das ist ja auch eine Chance.
Was gibt es für Erfolge? Gibt es Schüler, die Sie im Rahmen eines Schnuppertages etc. kennengelernt haben, die sich dann direkt für eine Ausbildung bei Ihnen bewerben?
Wenn man so eine Schulklasse hat, dann sind es meistens so ein, zwei, die dann auch einen Schnuppertag hinterher machen. Oder wenn ein Praktikum ansteht, auch ein richtiges Praktikum. Ein Schulpraktikum bieten ja die Gesamt- und Realschulen über zwei bis drei Wochen an.
Aus dem Praktikum heraus entstehen meistens schon Lehrverträge, wenn die das Praktikum gut gemacht haben und sicher sind. Zum Beispiel hat ein Mädchen letztes Jahr in der 8. Klasse ein zweiwöchiges Praktikum bei uns gemacht. Danach war sie sicher: Genau das will ich. Danach hat sie dann auch zwei-, dreimal Ferienarbeit gemacht und daraus haben wir dann gleich mit der Mutter, da war sie Mitte 9. Klasse, einen Lehrvertrag gemacht für nach der 10. Klasse. Das Mädchen kommt jetzt schon ab und zu wieder zu uns, um ein bisschen reinzuschnuppern und wird dann in die Lehre kommen. Genau so haben wir es auch bei vielen anderen, die jetzt bei uns sind, gemacht. Der Weg über das Praktikum ist ideal. Dazu muss man sich bei den Schulen als Praktikumsmöglichkeit zeigen oder einschreiben lassen bzw. gelistet sein. Das ist so der Tipp für alle Betriebe.
Natürlich muss man auch sagen, dass nicht jeder Praktikant dann auch einen Lehrvertrag abschließt. Ich glaube aber, die Darstellung oder die Präsentation in der Region ist schon sehr wichtig, dass man sich hier und da ein bisschen zeigt, dass man Ausbildungen anbietet. Wenn wir irgendwo nach Außen gehen, sei es die Grüne Woche oder auch nur eine kleine Messe, nehmen wir immer einen Azubi mit, dass klar wird, wir sind ein Ausbildungsbetrieb. Wir nehmen unsere Azubis auch immer in die Schulklassen mit.
Haben Sie konkrete Tipps für Kolleginnen und Kollegen, die sich im Bereich der Nachwuchsförderung noch besser aufstellen wollen?
Ich glaube, es ist ganz wichtig, dass man nach außen zeigt, dass man ein Ausbildungsbetrieb ist, dass man ein guter Arbeitgeber ist.
Also zum Beispiel die regionalen Vereinen (Reitverein, Sportverein oder Ähnliches) unterstützen. Unterstützen meine ich jetzt nicht nur mit Geld, sondern im Rahmen von Veranstaltungen einen Stand machen oder Essen ausgeben, so dass man direkt live versucht, die zu unterstützen und präsent zu sein. Bei einem Fußballspiel irgendwas an der Seite ausgeben, Kaffee oder was auch immer. Dann sehen die nämlich, man ist aktiv in der Jugend und dann fragen die, was machst du denn, und man kommt ins Gespräch. So haben wir zum Beispiel auch einen Fußballspieler zu uns bekommen, der jetzt eine Lehre als Hotelfachmann bei uns macht. Da gibt es viele Möglichkeiten. Man muss sich in seiner Region verankern. Das wäre jetzt der kurze, knappe Tipp dafür.
Fokus Nachhaltigkeit - Schwerpunkt Regionalität
Können Sie zu Beginn bitte erzählen, wie Sie dazu gekommen sind, eine eigene Gärtnerei nebst Tierzucht für die Produktion im Restaurant zu nutzen.
Man muss sagen, die Gärtnerei gab es sogar schon vor dem Hotel. Meine Eltern haben 1994 auf einer grünen Wiese ein Hotel gebaut mit großem Risiko. Vorher gab es schon ein Café und dann kam ein Hotel dazu. Dahinter lag die Gärtnerei. In dieser wurden damals andere Sachen angebaut, hauptsächlich Blumen. Dann wurde mit dem Hotel versucht, die Gärtnerei immer weiter für das Hotel zu nutzen. Nutzen heißt, Gemüse anzubauen, das man selber verarbeiten kann, Tiere zu züchten, die man dann vielleicht auch im Hotel verarbeiten kann. Das war Stück für Stück, immer ein bisschen weiter.
Gemüsegarten Flair Hotel Reuner
Flair Hotel Reuner
Also in den 90er Jahren ging es los und wir haben, seitdem ich in 2004 wieder im Hotel zurück bin, angefangen, noch mehr Wert darauf zu legen, dass wir die Menüs auf das ausrichten, was auch im Garten selber anbauen vom Salat, Gurken, Paprika, Zucchini, Physalis, Kohlrabi bis zu Kürbissen. Ich kann gar nicht alles aufzählen, so viel bauen wir selber an. Wir sagen, wir haben regionale Produkte mit extrem kurzem Weg. Wir leben den Slow Food Gedanken extrem und können den Gästen sagen, ihr könnt gucken, wo es wächst. Das ist schon super.
Das geht los mit einem kleinen Kräuterbeet, was vielleicht vor der Küche ist oder im Garten ein Blumentopf, wo Kräuter drin sind. Damit fängt man an, dass man sagt, man holt die Kräuter aus dem Garten und dann kann das immer mehr werden. Wir haben jetzt drei große Gewächshäuser, in denen wir sehr viel anbauen und ein großes Feld. Wir haben jetzt gerade dieses Jahr eine große Wiese dazu gepachtet, wo wir Heu selber machen für die Tiere. Das kann man sich jeder live angucken. Das kommt sehr gut an.
Auch wenn man regionale Partner hat, können die ihre Produkte im Haus präsentieren bzw. ausstellen. Das wirkt auch gut. Einfach, dass man versucht,den regionalen Gedanken noch weiterzuführen.
Der Schritt zum Bio ist dann wieder fast zu weit, also für uns zu weit. Dann müsste man sich Bio zertifizieren lassen und wird dadurch immer teurer. Für uns stehen regionale Produkte im Fokus. Wir haben z.B. auf dem Parkplatz einen Spargelstand aus der Region, der auch Erdbeeren und Paprika anbietet. Das finden die Kunden gut, wenn sie sehen, dass Produkte aus der Region verkauft werden.
Man kann im Restaurant auch selbstgemachte Produkte oder regionale Produkte verkaufen, was gut ankommt. Das ist eigentlich immer sehr schön.
Der Betrieb eines Hotels ist natürlich schon sehr aufwändig, aber welchen Mehraufwand gibt es durch den Betrieb einer zusätzlichen Gärtnerei und Tierwirtschaft? Welche Herausforderungen gibt es da?
Ja, es gibt große Herausforderungen, weil man den Betrieb ja parallel fährt. Wir versuchen, das immer zu verbinden, dass wir ein, zwei Gärtner haben, die dann gleichzeitig noch Hausmeister sind. Das Hotel muss die Gärtnerei mit finanzieren. Der Hausmeister macht im Winter Hausbauarbeiten im Haus und im Sommer mehr in Bezug auf den Garten. Da wird dann gegossen, gepflegt und die Tiere gefüttert. Das ist schon logistisch sehr aufwändig, aber dadurch, dass wir im Hotel ja sowieso auch sehr viel machen müssen, ist 24/7 Betrieb, klar auch ein normaler Tagesbetrieb.
Im Hotel hat man auch viele Berührungspunkte wie frische Blumen, Gemüse, Fleisch- und Wurstwaren, aber da gibt auf der anderen Seite auch Abfallprodukte, die man im Garten kompostieren kann. Man versucht, so viel wie möglich zu vereinen und den Gartenbetrieb mit einzubinden.
Gewächshaus Flair Hotel Reuner
Flair Hotel Reuner
Jetzt muss ich ein bisschen ausholen: Mein Bruder und mein Vater betreiben noch einen Landgasthof ein bisschen weiter südlich im Museumsdorf Glashütte. Der hat sich darauf spezialisiert, Wurst und Brot herzustellen. Das bietet sich auch an, da mein Vater Jäger ist. Die kaufen wir ein, wo er dann Gemüse von uns bezieht. Somit nutzen wir unsere Gärtnerei in Zossen auch, um die Produkte dort mit hinzubringen bzw. die Produkte von dort mit herzunehmen. Man muss nicht alles selber anbauen, man kann auch gucken, wo man es aus der Region bezieht. Manchmal gibt es Partner, mit denen man was zusammen machen kann, weil der eine was gut macht und der andere macht was gut. Ich kenne auch viele Restaurants, die produzieren zum Beispiel Chutneys oder Soßen und das bietet dann halt gleich der Bauer, der Kartoffeln und Möhren anbaut, in seinem Laden an und man hat dafür die Kartoffeln und die Möhren bei sich. So kann man viele Sachen verbinden. Auch da zählt wieder der Gedanke, wie bei Azubi- oder Mitarbeitergewinnung, sich in der Region zu vernetzen und sich bestmöglich zu präsentieren und sich ein bisschen umzuschauen bzw. mal links und rechts zu schauen, um zu sehen, wo man regionale Ware herkriegt, wenn man sie nicht selber anbauen kann. Wir haben den idealen Fall, dass wir die Sachen selber anbauen können.
Wie nehmen denn die Gäste die Regionalität wahr? Erhalten Sie konkretes Feedback?
Ja, immer. Also wir geben zum Beispiel vor jedem Essen ein Brothäppchen. Einfach Brot aufgeschnitten, das ist selbstgemachtes Steinofenbrot, und dazu machen wir kleine Aufstriche. Bei uns gibt es immer vegetarische Aufstriche, das kann ein Quark sein, das kann eine Butter sein, Kräuterbutter, Tomatenquark, Apfel-Zwiebel-Schmalz, veganes Schmalz. Also immer so kleine, verschiedene Sachen, um da ein bisschen anzufüttern mit einem kleinen Gruß aus der Küche. Kleiner Gruß heißt, das ist ein Mini-Salat oder heute war es eine kleine Pastete, irgendwie was gerade aus dem Garten ist. Und dann, wenn die Gäste das Restaurant verlassen, können sie Brot oder Chutneys kaufen, die es das Gruß aus der Küche gab. Das ist der Gedanke, um die Leute ein bisschen anzufüttern, im wahrsten Sinne des Wortes, um dann die Sachen für Zuhause mitnehmen zu können. Wenn die Gäste zu Hause sind und unsere dinge konsumieren, denken sie an uns und kommen wieder zurück. So ist ein bisschen der Grundgedanke, was auch jeder bei sich umsetzen kann.
Kuh Flair Hotel Reuner
Flair Hotel Reuner
Haben Sie Ratschläge für Kolleginnen und Kollegen, die sich intensiver mit den Themen Nachhaltigkeit und Regionalität auseinandersetzen wollen?
Ich glaube, das Wichtige ist einfach mal links und rechts zu gucken, was bieten denn meine Nachbarn an. Also Nachbarn jetzt ein bisschen weitläufiger gedacht.
Mann sollte sich gut in der Region vernetzen und einfach gucken, was ist hier und da. Ich glaube, ein bisschen aufmerksam durch seine Region laufen, das macht viel aus. Es kann auch sein, dass man einen tollen Spazierweg findet, weiß wo man mit dem Hund laufen kann, eine tolle Joggingstrecke kennt oder eine interessante Kanutour und das wiederum den Gästen kommuniziert. Kommunizieren kann sein mit Bildern in der Karte, mit kleinen Aufstellern oder Verkaufsschilder oder wie auch immer. Man muss versuchen, das im Restaurant mit seinem Team gut umzusetzen. Das ist wichtig und das kann man so als Tipp mitgeben, sich ein bisschen wachsam in der Region zu bewegen. Da ist in jedem Ort etwas Besonderes, was man mitnehmen kann. Ob es jetzt Produkte sind, die angebaut werden, oder irgendwelche Highlights in der Region, die man mitnehmen kann und seinen Gästen präsentieren kann.