Barrierefreiheit

Barrierefreie Produkte entwickeln

12.01.2023
Sharing
  • In Zwischenablage kopiert

Egal ob Orte, Regionen oder Betriebe, seien Sie sich sicher, niemand erwartet von Ihnen, dass Sie von heute auf morgen komplett barrierefrei werden. Ihr vorrangiges Ziel sollte daher zu diesem Zeitpunkt sein, barrierefreie Angebote zu entwickeln und anzubieten, und dabei immer die Zielgruppe im Fokus behalten.

Produktentwicklung in fünf Schritten

Ein Produktentwicklungsprozess besteht aus mehreren Etappen, wir stellen Ihnen einen praktischen Ansatz bestehend aus fünf Schritten vor, der idealerweise im Rahmen eines oder mehrerer Produktentwicklungsworkshops erfolgen sollte.

5 Schritte der barrierefreien Produktentwicklung
Quelle:

TMB Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH

Infografik 6 Elemente der barrierefreien Servicekette

5 Schritte kurz erklärt

Sind die technischen Voraussetzungen geklärt, Kern- und Komplementärleistungen festgelegt, sollten mögliche Abläufe aus Kundensicht beispielhaft skizziert werden. Wie kann der perfekte Ausflugstag aussehen, wie der ideale Familienkurzurlaub über mehrere Tage?

Beschreiben Sie aus Sicht Ihrer Persona die Reise des Gastes: von der Vorbereitung über die Anreise bis zum Ankommen; vom Erleben erster Highlights, der Phase des Durchatmens und Einkehrens bis zu den Begegnungen mit Menschen der Region; vom Souvenirkauf über die Abreise bis zum Weitersagen … Berücksichtigen Sie bei der musterhaften Darstellung die Dramaturgie und den Wechsel von aktiven und passiven Elementen. Und bei Ortswechseln prüfen Sie vorab: Sind die Wege nicht zu weit? Sind genug Pausen und Freiräume berücksichtigt? Versuchen Sie bei Ihrer Planung, einen roten Faden zu verfolgen. Können Besonderheiten der Region das Leitthema für das Produkt darstellen?

Der skizzierte Ablauf kann gleichzeitig die Vorlage für eine Leistungsbeschreibung sein, die später im Marketing als  Tagesausflugs-, Tour- oder Reiseempfehlung kommuniziert werden kann. Auch hierbei ist die Zielgruppen- bzw. Persona-Orientierung bei der Formulierung zu beachten.

3 extra Tipps für vollen Erfolg

  • Führen Sie einen Probedurchlauf mit Testpersonen durch und prüfen Sie so die Zugänglichkeit aber auch die Abläufe Ihres neuen Produkts. Werten Sie Ihren Probedurchlauf anhand eines Fragebogens oder kurzen Interviews aus, dies liefert Ihnen wertvolle Hinweise, ob es noch einer weiteren Anpassung des Angebot bedarf.
  • Produktentwicklung und Marketing sind eigentlich nie abgeschlossen. Zum einen sollte die Qualität ständig überprüft und ggf. verbessert werden. Zum anderen können sich Kundenbedürfnisse ändern und eine Anpassung erfordern. Auch Gästefeedback sollte gehört werden und in den ständigen Optimierungsprozess einfließen.
  • Die Kernleistung gibt einer Reise oder dem Ausflug den Namen – es wird damit das kommuniziert, was der Gast kauft und was seine Hauptbeschäftigung auf der Reise oder beim Ausflug ist. Beispiele: Bootstour, Radausflug, Wandertour, Kulturveranstaltung, Museumsbesuch, Übernachtung in einem bestimmten Hotel, Wellnessaufenthalt, etc.

Lernvideo Produktentwicklung

Sehen sie eine kompakte Einführung ins Thema barrierefreie Produktentwicklung.

Quelle:

TMB Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH

teejit

Barrierefreie Produkte entwickeln

Niemand erwartet, dass Orte, Regionen oder Betriebe von jetzt auf gleich barrierefrei werden. Auf den Weg machen kann man sich auch mit kleinen Schritten. Vorrangiges Ziel sollte es deshalb sein, barrierefreie Angebote mit möglichst vollständigen und auf die jeweiligen Gästegruppen ausgerichteten Leistungsketten zu entwickeln und anzubieten.

Beispiele Produktentwicklung in Brandenburg

Im Ruppiner Seenland gibt es eine Woche barrierefreien Urlaub rund ums Wasser, bei dem unterschiedlichste Partner aus dem Aktiv-, Kultur- und Wassersportbereich kooperieren. Auf einem moderierten Produktentwicklungsworkshop zum barrierefreien Tourismus wurden Ideen zur Verbesserung der Servicekette und ihrer einzelnen Angebote erarbeitet. Mit dabei waren Leistungsträger mit ihren Angeboten rund ums Wasser, „Experten in eigener Sache“, die bereits einen Hausbooturlaub mit ihrem Rollstuhl gemacht haben sowie Touristiker aus Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern. Ganz wichtig dabei war die Entwicklung von Personas, die von barrierefreien Angeboten ganz besonders profitieren. Derzeit werden mit der Bootsverleihfirma Kuhnle Tours spezielle Törns ausgearbeitet, bei denen es per barrierefreiem Hausboot durch die wasserreiche Region geht.

Rollstuhlfahrer mit Begleitung am See in Rheinsberg
Quelle:

TMB Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH

Y. Maecke

Im Lausitzer Seenland ist bereits eine Arbeitsgruppe zum barrierefreien Tourismus aktiv. Auf einem moderierten Produktentwicklungsworkshop wurde gemeinsam überlegt, wie man die Bergbaufolgelandschaft auch für blinde Menschen erlebbar machen kann. Dazu wurde die Arbeitsgruppe um zusätzliche touristische Anbieter erweitert, die schon jetzt Angebote für blinde Menschen haben. Im Gespräch mit den blinden Teilnehmern des Workshops wurden die Schwierigkeiten der eigenständigen Orientierung vor Ort herausgearbeitet. Die Teilnehmer des Blinden- und Sehbehinderten Verband Brandenburg e. V., Bezirksgruppe Senftenberg werden die Produktentwicklung u.a. mit detaillierten schriftlichen Anleitungen zur Orientierung am Stadthafen Senftenberg und anderen touristischen Attraktionen unterstützen und Leistungsträger bei der Verbesserung ihrer Angebote beraten. Weitere Workshops sollen folgen, denn der gesamte Produktentwicklungszyklus lässt sich nicht an einem einzigen Tag durchlaufen.

Hafen in Senftenberg
Quelle:

Lausitzer Seenland

Barrierefreie Seerundtouren für Handbiker

Gut befahrbare, asphaltierten Wege rund um die Seen im Lausitzer Seenland, bieten sportlich aktiven Gästen viele Möglichkeiten. Die Touren wurden von Handbikern geprüft und führen entlang zahlreicher Sehenswürdigkeiten. Die Routen lassen sich als PDF und GPX-Track von der Webseite des regionalen Tourismusverbandes herunterladen.

Handbikefahrer
Quelle:

Lausitzer Seenland