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New Work Experiences: Warum Brandenburg so gut passt

26.11.2025
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In Brandenburg wachsen verschiedene Netzwerke aus Orten, die Arbeit, Begegnung und Erholung neu denken. Im Gespräch mit Vanessa Thielemann (BrALI - Team-Retreats & Offsites / Realizing Progress) und Kristine Honig (Realizing Progress) geht es um die strategische Bedeutung von New Work Experiences, Erfahrungen aus den Standorten und den gemeinsamen Blick nach vorn.

TMB: Vanessa, du hast bereits zahlreiche Orte mit New Work Experiences, also Erlebnisräume für Neues Arbeiten, in Brandenburg besucht – sowohl während einer Site-Inspection aber auch im Rahmen deines eigenen Unternehmens BrALI. Was ist dir dabei besonders aufgefallen? 

Vanessa Thielemann:  
In Brandenburg entstehen generell immer mehr Locations für das Segment. Ehemalige Gutshöfe wandeln sich beispielsweise zu Kreativ-Locations, aber auch die klassischere Hotellerie erkennt mittlerweile, dass da etwas passiert. Location-Konzepte und Räume werden daher zunehmend anders, unkonventioneller und innovativer gedacht. Zudem geht der Trend hin zu kleineren, persönlicheren Veranstaltungsformaten – und das spiegelt sich dann wiederum in den Locations wieder: mit kleinen Ecken zum Arbeiten, zum Austauschen und zum Entschleunigen. Es geht dabei um ein Aufbrechen von Strukturen. Den Gästen wird ermöglicht, informell beim gemeinsamen Kochen, beim Sport machen oder beim Entschleunigen zusammenzukommen, und das im Business-Kontext. 

Einige Orte sind hier schon sehr weit. Sie verbinden Arbeiten, Austausch und Entschleunigung ganz selbstverständlich miteinander. Andere sind gerade am Anfang, aber mit spürbarer Neugier. Diese Mischung macht Brandenburg spannend: Es gibt eine enorme Vielfalt an authentischen Orten, die etwas Eigenes erzählen. 

TMB: Kristine, warum ist das Thema New Work Experiences aus deiner Sicht auch strategisch relevant für Brandenburgs Tourismus? 

Kristine Honig: Weil es mehr verbindet als klassische Tourismusentwicklung. New Work Experiences sind ein Schnittfeld aus Tourismus, Regionalentwicklung und Wirtschaftsförderung. Sie ermöglichen neue Zielgruppen, planbare Wertschöpfung und stärken die Attraktivität von Regionen als Lebens- und Arbeitsräume. Brandenburg hat dabei einen klaren Vorteil: die Nähe zu Berlin, eine hohe Aufenthaltsqualität, eine starke Natur und, wie Vanessa schon sagte, viele engagierte Gastgeberinnen und Gastgeber, die offen für Neues sind. 

TMB: Was brauchen Orte, um erfolgreich in dieses Segment einzusteigen, Vanessa? 

Vanessa: Vor allem Klarheit. Eine gute Infrastruktur – stabiles WLAN, flexible Räume, Rückzugsorte – ist die Basis. Aber entscheidend ist, dass die Gastgeberinnen und Gastgeber wissen, wer ihre Zielgruppe ist. Teams brauchen andere Abläufe als Urlaubsgäste und eine andere Betreuung. Wenn Kommunikation, Organisation und Haltung zusammenpassen, dann funktioniert es. Und ganz wichtig: Es hilft immer, mutig neue Ideen zu testen, beispielsweise mit einem Pilotaufenthalt oder einer Kooperation. 

TMB: Wo seht ihr aktuell die größten Chancen, auch mit Blick auf die Betriebe selbst? 

Kristine: Für mich ist das die Professionalisierung. Viele Anbieter erfüllen bereits unbewusst zentrale Kriterien wie Lage, Atmosphäre oder flexible Nutzung. Mit einer gezielten Positionierung und gemeinsamer Kommunikation lässt sich insbesondere gemeinsam mit den regionalen Tourismusverbänden und einem starken regionalen Netzwerk, bestehend aus Gastronomie, Aktivitäten, aber ebenso beispielsweise anderen Unterkünften und Locations, ein starker Markenkern entwickeln.  

TMB: Zum Schluss: Was wünscht ihr euch für Brandenburg in den nächsten Jahren? 

Vanessa: Ich wünsche mir, dass noch mehr Gastgeberinnen und Gastgeber erkennen, welches Potenzial schon in ihren Orten steckt. New Work Experiences passen einfach perfekt zu Brandenburg, das gilt es zu nutzen. Die Grundlage ist da. Jetzt geht es darum, sie sichtbar zu machen und weiterzudenken. 

Kristine: Dass sich die bestehenden Ansätze weiter vernetzen und die Regionen gemeinsam zeigen, was sie können. Brandenburg hat alles, was es für die Zukunft der Arbeit braucht. Jetzt gilt es, diese Geschichte geschlossen zu erzählen. 

Vita Vanessa 

Vanessa Thielemann beschäftigt sich seit über zehn Jahren mit der Entwicklung von Kreativorten und der Verbindung von Tourismus, Kultur und neuer Arbeitswelt. Als Beraterin für Tourismus, New Work & Transformation unterstützt sie Destinationen, Hotels und touristische Organisationen in strategischen und konzeptionellen Entwicklungsprozessen. Ihren fachlichen Hintergrund bildet ein Master in Tourismus- und Destinationsentwicklung.

Mit ihrem Unternehmen BrALI konzipiert sie Offsites, Team-Workations und Company-Retreats. Als Netzwerkpartnerin bei Realizing Progress begleitet sie touristische Destinationen in Strategie- und Transformationsprozessen.

Vanessa Thielemann von Brali im Portrait

Vita Kristine

Kristine Honig ist seit 2014 Netzwerkpartnerin und Beraterin bei Realizing Progress. Nach einem Studium der Tourismuswirtschaft (FH Zittau/Görlitz) war sie mehr als 13 Jahre im Destinationsmarketing tätig (u. a. Nordrhein-Westfalen Tourismus e.V. sowie Niederländisches Büro für Tourismus & Convention). Aufgrund dieser Erfahrungen sowie ihren zahlreichen Projekten als Beraterin bringt sie ein umfangreiches Hintergrundwissen zur Arbeit von Destinationen und dem Zusammenspiel der verschiedenen Akteur*innen mit. Ihre Schwerpunkte bei Realizing Progress liegen in den Bereichen Strategieerarbeitung, Zielgruppenprozesse sowie Produktentwicklung und Stakeholder Management.

 

Kristine Honig von Realizing Progress im Portrait