Projektdurchführung – Von der Idee zum AR-Erlebnis
Hinter jedem Klick auf dem Smartphone steckt viel gemeinsames Nachdenken, Tüfteln und Ausprobieren. Die Durchführung des Projekts gliederte sich in drei Phasen: von der Ideenentwicklung über die Entwicklung von Prototypen bis hin zum Launch der fertigen AR-Demonstratoren und einer sich anschließenden Test- und Nutzungsphase. Jede dieser Phasen brachte Erkenntnisse und Herausforderungen mit sich.
Phase 1: Konzeption – Ideen finden, Potenziale erkennen
Für die Konzeption und Umsetzung der AR-Anwendungen wurde im Rahmen einer Öffentlichen Ausschreibung ein externer Dienstleister beauftragt. Den Zuschlag erhielt die Berliner Firma ZAUBAR, die auf immersive AR-Erlebnisse im Tourismus- und Kulturbereich spezialisiert ist. Gemeinsam mit dem Team von ZAUBAR wurden alle weiteren Projektschritte realisiert, beginnend mit der Ideenfindung und inhaltlichen Konzeption an den ausgewählten Demonstrator-Standorten.
TMB Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH
Die erste Projektphase diente der Ideenfindung und Grundlagenarbeit. In enger Zusammenarbeit mit regionalen Partner:innen wurden touristische Orte identifiziert, an denen sich der Einsatz von Augmented Reality sinnvoll ausprobieren lässt. Im Mittelpunkt stand dabei nicht die aufwändige Neuproduktion von Inhalten, sondern die Frage: Wie können bestehende Informationen neu erzählt werden?
Mit jedem beteiligten Ort wurde ein eigener Konzeptionsworkshop durchgeführt und von ZAUBAR moderiert. Diese Workshops bestanden aus zwei Teilen:
- Einführung in AR: Welche Formen gibt es? Was ist mit einfachen Mitteln umsetzbar? Welche Tools und Formate eignen sich? Ziel war es, ein gemeinsames Verständnis dafür zu schaffen, was Augmented Reality (in diesem Projekt) leisten kann und was nicht.
- Speed-Ideation: Eine zeitlich kompakte Kreativmethode, bei der in kurzen, strukturierten Runden viele Ideen entwickelt und direkt weitergedacht werden. Im Fokus stehen dabei Zielgruppen, Geschichten, vorhandene Inhalte und mögliche Formate, um schnell zu konkreten, umsetzbaren Konzepten für den jeweiligen Ort zu gelangen.
Learnings in der Konzeptionsphase
- AR funktioniert am besten dort, wo es wirklich etwas zu entdecken gibt – sei es visuell, geschichtlich oder emotional.
- Die Begeisterung der Ideengeber:innen ist ein wichtiger Motor. Wer eine Vision für „seinen Ort“ hat, trägt maßgeblich zur Qualität der AR-Erfahrung bei.
- Persönliche Workshops vor Ort sind ein Erfolgsfaktor. Der direkte Austausch und die schnelle Ideenentwicklung führen zu tragfähigeren Konzepten als rein digitale Formate.
- Es braucht eine gemeinsame Sprache. Alle Teilnehmenden sollten nach dem Workshop ein ähnliches Verständnis davon haben, was Augmented Reality im Kontext des Projekts bedeutet und was realistisch umsetzbar ist.
- Bestandsaufnahme des Contents: Was haben wir schon und dürfen es frei verwenden? Was muss noch erstellt werden und gibt es dafür Budget?
- Und nicht zuletzt müssen frühzeitig die technischen Rahmenbedingungen geprüft werden (z. B. Netzabdeckung, GPS-Genauigkeit, Witterung, Nutzungsszenarien).
Eine Checkliste für die Erfolgsfaktoren in der Konzeptionsphase gibt es hier im Downloadbereich.
Phase 2: Entwicklung – Vom Konzept zum Prototyp
n der zweiten Projektphase wurden die im Workshop entwickelten Ideen in erste AR-Prototypen übersetzt. Ziel war es, testbare Szenarien zu entwickeln, z. B. 360°-Ansichten, Audioeinbindungen, Quizfragen oder visuelle Overlays, die später vor Ort als Augmented-Reality-Erlebnis erlebbar sind.
TMB Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH
Die Phase offenbarte dabei eine der größten Herausforderungen des gesamten Projekts: die konkrete Umsetzung der Ideen. Während in den Workshops oft zügig kreative Konzepte entstanden, fehlte häufig ein Abgleich mit dem tatsächlich vorhandenen Material. Wer genau kann die Inhalte zusammenstellen? Welche Medien liegen wirklich in angemessener Qualität vor? In welchem Format und mit welchen Rechten? Das musste vielerorts erst geklärt werden und sorgte zum Teil für Verzögerungen.
Ein entscheidender Punkt, der außerdem in der Entwicklungsphase deutlich wurde, war die Frage, wie der Gast die AR-Inhalte überhaupt starten kann. In den meisten Fällen benötigt die Anwendung sogenannte Marker oder Ankerpunkte vor Ort – also physische oder digitale Einstiegspunkte, die dem System signalisieren, wo die jeweilige Szene starten soll. Häufig werden dafür Schilder, Plakate oder QR-Codes verwendet.
Doch genau das kann vor Ort zur Herausforderung werden. Denn nicht überall ist eine Anbringung solcher Marker möglich oder erlaubt, etwa aus denkmalrechtlichen Gründen oder aufgrund der Zuständigkeit verschiedener Stellen. Dieses Thema sollte daher frühzeitig in der Projektplanung berücksichtigt und mit allen Beteiligten vor Ort abgestimmt werden.
Als Alternativen zur klassischen Marker-Nutzung können etwa VPS-Lösungen (Visual Positioning System) zum Einsatz kommen. Diese erlauben einen markerlosen Einstieg an einem definierten Standort, sind aber nicht überall verfügbar. Oder es wird ein zentraler Startpunkt genutzt, z. B. in der Tourist-Information, von dem aus Nutzer:innen dann zu den Stationen geleitet werden.
Als Alternativen zur klassischen Marker-Nutzung können etwa VPS-Lösungen (Visual Positioning System) zum Einsatz kommen. Diese erlauben einen markerlosen Einstieg an einem definierten Standort, sind aber nicht überall verfügbar. Oder es wird ein zentraler Startpunkt genutzt, z. B. in der Tourist-Information, von dem aus Nutzer:innen dann zu den Stationen geleitet werden.
Die Wahl der richtigen Einstiegspunkte ist nicht nur eine technische, sondern auch eine gestalterische und organisatorische Frage und entscheidend für ein positives Nutzungserlebnis.
Learnings in der Entwicklungsphase
- Klare Inhalte von Anfang an: AR-Projekte sind am effizientesten, wenn früh feststeht, welche Inhalte verfügbar sind und in welchen Formaten sie genutzt werden können.
- Frühzeitige Materialprüfung im Workshop: Gemeinsam gesichtete Inhalte führen zu realistischen, gut umsetzbaren Ideen und vermeiden spätere Nacharbeiten.
- Feste Projektverantwortung pro Standort: Eine zentrale Ansprechperson vor Ort beschleunigt Prozesse, bündelt Feedback und sorgt für konsistente Ergebnisse.
- Strukturierte Kommunikation mit dem Dienstleister: Regelmäßige kurze Abstimmungen, klare Zuständigkeiten und früh eingebaute Zwischenstände erhöhen Qualität und Tempo.
- Fokussierung auf eine Hauptzielgruppe: Ein klarer Zielgruppenfokus erleichtert Storytelling, Gestaltung und Interaktionsdesign – und verbessert das Nutzererlebnis.
- Konzeption braucht Raum: Ausreichend Zeit für Diskussion, Zielgruppenabgleich und Materialprüfung führt zu tragfähigen Konzepten.
- Technische Verankerung früh klären: Standortabstimmungen und Marker-Installationen sollten frühzeitig eingeplant werden, da sie häufig Abstimmungsschleifen erfordern.
Phase 3: Vom Prototyp zum fertigen Demonstrator
Nach Abschluss der Entwicklungsarbeiten begann die entscheidende Phase der Testung, Platzierung und Optimierung der AR-Demonstratoren. Ziel war es, die Prototypen schrittweise weiterzuentwickeln und die Qualität von Inhalten, Technik und Nutzerführung unter Realbedingungen zu validieren. Dabei konnten folgende Erkenntnisse gewonnen werden, die für zukünftige Projekte besonders hilfreich sind.
TMB Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH
Steffen Lehmann
Realistische Testumgebungen schaffen bessere Ergebnisse
Geplant waren zwei Feedbackschleifen: eine erste ortsunabhängig und eine zweite am späteren Einsatzort, ergänzt durch eine dritte nach dem Launch. In der Praxis zeigte sich jedoch:
- Ortsunabhängige Tests eignen sich gut für erste Eindrücke,
- aber wirklich belastbare Einschätzungen lassen sich bei AR erst direkt am Standort gewinnen.
Diese Erkenntnis unterstreicht, wie wichtig es ist, reale Umgebungen frühzeitig in den Entwicklungsprozess einzubeziehen.
Vor-Ort-Tests sind entscheidend und sollten früh eingeplant werden
Erst durch die Platzierung am realen Standort wurde sichtbar, wie digitale Inhalte im Raum wirken, ob Größenverhältnisse passen und ob Marker und VPS zuverlässig funktionieren.
Vor-Ort-Tests lieferten genau die Einblicke, die zur Feineinstellung nötig waren und zeigten zugleich, dass:
- Standortbasierte Systeme wie VPS unterschiedlich gut funktionieren,
- Marker und Inhalte teilweise angepasst oder neu ausgerichtet werden müssen,
- technische Detailtests einen höheren Stellenwert benötigen.
Dies sind wertvolle Erkenntnisse für die Planung zukünftiger Projekte.
Ein intensiver Abstimmungsprozess
Die finale Phase war geprägt durch Abstimmungen und Optimierungsschleifen. Der Austausch zwischen Ideengebern, Dienstleister und Projektleitung war dabei entscheidend:
- Viele Fragen ließen sich nur im direkten Dialog klären.
- Die Phase erforderte Flexibilität und Entscheidungen.
- Durch konstruktive Zusammenarbeit konnten nahezu alle Herausforderungen erfolgreich gelöst werden.
Learnings aus der Testphase
- Frühzeitig real testen: Virtuelle Testumgebungen sind nur bedingt aussagekräftig. Ein realistischer Eindruck entsteht erst vor Ort.
- Pufferzeiten einplanen: Zwischen Platzierung, Test und Nachbesserung müssen ausreichend zeitliche Spielräume vorgesehen werden.
- Kommunikation intensivieren: Enge Abstimmung mit allen Beteiligten ist entscheidend, besonders in der finalen Phase, wenn viele Änderungen parallel laufen.
- Flexibilität behalten: Nicht jede technische Lösung funktioniert im Gelände wie gedacht. Anpassungsfähigkeit bei Standorten und Formaten ist unerlässlich.
- Fehler als Lernchance sehen: Technische Schwierigkeiten oder Verzögerungen bieten wertvolle Erkenntnisse für künftige Projekte und sollten aktiv dokumentiert und weitergegeben werden.