Studie: Gastronomieangebot in Destinationen schrumpft
Besorgniserregende Ergebnisse hat eine aktuelle Umfrage zur Veränderung des Gastronomieangebotes in Destinationen hervorgebracht: Das Angebot geht deutlich zurück, und es entstehen besonders in der Hauptsaison Engpässe. Die Gründe sind der Rückgang von Beherbergungsbetrieben mit Restaurantbetrieb, verkürzte Öffnungszeiten und Personalmangel. Auch die Nachfrage verändert sich.
155 Tourismusorte und -regionen in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Südtirol beteiligten sich an der Umfrage vom Beratungsunternehmen Kohl & Partner. Zwar wächst die Nachfrage in den Destinationen durch den Anstieg der Gästebetten, aber immer weniger Gastronomiebetriebe können die gewohnte Versorgung aufrechterhalten. Fast 90 Prozent der befragten Destinationen stellten einen Rückgang des Gastronomieangebots in den letzten fünf Jahren fest. Mehr als die Hälfte (51 Prozent) bemerkt ein verschlechtertes Gästefeedback in Bezug auf das reduzierte Angebot an geöffneten Restaurants, Gasthäusern, Cafés und Bars. Denn immer mehr Gäste sind genervt von ausgedünnten Angeboten in der Nebensaison und überfüllten Gasträumen und Terrassen in der Hauptsaison. Der Zwang, immer öfter vorab reservieren zu müssen, schmälert die Zufriedenheit. Auch wird der Rückgang traditioneller regionaler Speiseangebote beobachtet.
Die Top 5 Gründe für den Rückgang des Gastronomieangebotes
- Mangel an Mitarbeitenden und Engpässe beim Personal (94 Prozent)
- Keine Betriebsnachfolge (71 Prozent)
- Hohe Mieten und Betriebskosten (47 Prozent)
- Angepasste Öffnungszeiten und Ruhetage (37 Prozent)
- Bürokratische Auflagen und Einschränkungen (36 Prozent)
Auswirkungen auf die Destination
Die Abnahme des gastronomischen Angebots betrifft nicht nur Urlauber, zeigen die Umfrageergebnisse, sondern auch Einheimische. Es wirkt sich somit auch negativ auf die Lebensqualität aus.
Anknüpfungspunkte für Destinationsmanagement
Verantwortliche in Urlaubsregionen können laut der Studie mit folgenden Instrumenten gegensteuern:
- Schulungen und Weiterbildungsmaßnahmen (z.B. Leadership, Mitarbeiterführung, Marketing, Pricing, Betriebsnachfolge) speziell auch für Gastronomiebetriebe
- Kooperationen und Partnerschaften mit Organisationen wie Wirtschaftskammer, IHK, DEHOGA u.ä. in Bezug auf Schulungen, Netzwerkbildung und Unterstützung im Employer Branding für die Mitarbeitergewinnung
- Anregen eines Leerstandmanagements in Richtung Gemeinden, um leerstehende Immobilien besser zu nutzen und Anreize für potenzielle Gastronomen/Mieter zu geben. Ggf. auch ergänzend Pop-Up Konzepte, SB-Konzepte und Automaten
- Koordination der Öffnungstage/Schließtage in der Destination / Gastro-Kalender
- Schaffen von Plattformen für Stellenausschreibungen
- Aufzeigen der aktuellen Gastronomie-Situation in der Destination (Fakten-Check), Durchführen von Gastro-Fitness-Checks in der Destination, Anregen von Gastronomie-Masterplänen für die Destination, stärkere Integration der Gastronomie in Destinationsstrategien.
Konsumverhalten im Gastgewerbe verändert sich
Im Rahmen des Forschungsprojekts zur Zukunft des Wirtshauses führte das Bayerische Zentrum für Tourismus in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) eine bevölkerungsrepräsentative Umfrage zum Thema „Wie Deutschland essen geht“ durch. Dabei wurden im Januar dieses Jahres 2.024 Männer und Frauen im Alter von 18 bis 74 Jahren zu ihrem allgemeinen Konsumverhalten im Gastgewerbe befragt. Das Stimmungsbild zeigt auch hier ein schwieriges wirtschaftliches Umfeld für die Gastronomie:
- 24 Prozent der Befragten gehen einmal oder mehrmals pro Woche, 28 Prozent gehen mindestens einmal im Monat und 31 Prozent seltener als monatlich außer Haus essen. 16 Prozent der Befragten speisen nie oder so gut wie nie auswärts.
- Circa ein Drittel der Befragten bestellt mindestens einmal im Monat (18 Prozent) oder öfter (13 Prozent), ein Drittel seltener als einmal im Monat und circa ein Drittel nie bei einem Lieferservice.
- Die Top 3 der wichtigsten Kriterien für die Auswahl eines gastromischen Angebots sind das Preis-/Leistungsverhältnis (73 Prozent), die Gemütlichkeit/das Ambiente (63 Prozent) und die Art/Nationalität des Speiseangebots (53 Prozent).
- Während mit zunehmendem Alter die Befragten seltener außer Haus essen gehen, erhöht sich die Besuchsfrequenz im Gastgewerbe mit steigendem Haushaltseinkommen.
- Aufgrund von Preissteigerungen gehen mehr als die Hälfte der Befragten seltener außer Haus essen. Bei circa einem Drittel der Beteiligten bleibt das Konsumverhalten unverändert.
- Die favorisierte kulinarische Ausrichtung aller Befragten ist die italienische Küche (64 Prozent). An zweiter Stelle folgt die deutsch/regionale Küche (54 Prozent).

TMB Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH
Malte Jäger