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Naturschutz zum Mitmachen

23.04.2025
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Obwohl fast ein Drittel der Fläche Brandenburgs unter Naturschutz steht, nimmt die biologische Vielfalt immer weiter ab. Beim "Citizen Science"-Ansatz werden Besucher aktiv in den Naturschutz einbezogen. Durch digitale Tools und interaktive Tourismusangebote können Gäste nicht nur Natur erleben, sondern auch wertvolle Daten sammeln und zum Erhalt der biologischen Vielfalt beitragen.

Biodiversität in Brandenburg 

Das Land Brandenburg beherbergt eine vielfältige Flora und Fauna; zudem steht rund ein Drittel der Landesfläche unter Naturschutz: Neben dem Nationalpark Unteres Odertal gibt es drei Biosphärenreservate und elf Naturparke. Dennoch ist die Situation für die biologische Vielfalt in Brandenburg schwierig: Trotz der vielfältigen Schutzmaßnahmen sind nach wie vor starke Rückgänge bei zahlreichen Organismen und deren Lebensräumen zu verzeichnen.  

Biodiversität - biologische Vielfalt

Biodiversität bezeichnet die Gesamtheit aller lebenden Organismen und ihrer Lebensräume auf der Erde. Sie umfasst drei Hauptbereiche.

  • Genetische Vielfalt: Die genetische Variabilität innerhalb einer Art, die ihre Anpassungsfähigkeit an Umweltveränderungen sichert.
  • Artenvielfalt: Die Anzahl und Vielfalt der Tier-, Pflanzen-, Pilz- und Mikroorganismenarten in einem bestimmten Gebiet.
  • Ökosystemvielfalt: Die Vielfalt an Lebensräumen, wie Wälder, Seen, Moore oder Wiesen, und die darin bestehenden Wechselwirkungen.
Wildblumen
Quelle:

pixabay.com

silviarita

Biodiversität und Tourismus

Die biologische Vielfalt ist ein entscheidender Faktor für den Tourismus in Brandenburg. Viele Gäste reisen gezielt an, um die einzigartigen Naturlandschaften zu erleben. Ob bei faszinierenden Kranichbeobachtungen, spannenden Führungen zur Großtrappenbalz oder einer Ranger-Tour durch geheimnisvolle Moore – Brandenburg bietet zahlreiche Möglichkeiten, Natur hautnah zu entdecken und ihre Schönheit bewusst zu genießen. 

Doch Natur erleben kann auch mehr bedeuten als nur zu beobachten. Touristen können auch selbst aktiv zum Schutz der Biodiversität beitragen und werden so Teil der Forschung. In sogenannten "Citizen Science" - Projekten unterstützen sie nicht nur den Naturschutz, sondern vertiefen auch ihr eigenes Verständnis für die Umwelt. So wird aus einem Ausflug in die Natur eine bereichernde Erfahrung mit echtem Mehrwert. 

Was ist Citizen Science? 

Citizen Science, auch Bürgerwissenschaft genannt, bezeichnet die aktive Beteiligung von Bürgerinnen an wissenschaftlichen Prozessen. Dabei können Laien oder Expertinnen Forschungsfragen formulieren, Daten sammeln, analysieren und Ergebnisse veröffentlichen. Die Zusammenarbeit erfolgt oft mit professionellen Forschenden, wobei Transparenz und wissenschaftliche Standards eingehalten werden müssen. 

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Nina Bloß

Projektmanagerin Ökologischer Wandel | Nachhaltige Destinationsentwicklung

TMB Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH
Babelsberger Str. 26
14473 Potsdam
Deutschland

Digitale Helfer für Naturschutz und Biodiversität 

Moderne Technologien eröffnen neue Wege, um Natur auf interaktive Weise zu entdecken und gleichzeitig zur Forschung beizutragen. Apps wie iNaturalist, Flora Incognita oder NABU Vogelwelt ermöglichen es selbst Laien, Pflanzen und Tiere präzise zu bestimmen und mehr über lokale Ökosysteme zu erfahren – ganz ohne Vorkenntnisse.  

Spielerische Elemente wie Punkte, Ranglisten oder "Sammelkarten" für identifizierte Arten, machen die Nutzung dieser Apps zu einem unterhaltsamen Erlebnis, das auch für Familien begeistert. Doch nicht nur der Spaß steht im Vordergrund – die gesammelten Daten leisten einen wertvollen Beitrag zum Biodiversitätsmonitoring und unterstützen wichtige Naturschutzmaßnahmen. So wird jeder Naturausflug zu einer Entdeckungsreise mit echtem Mehrwert. 

Die App „Flora Incognita“ erkennt Pflanzenarten mithilfe künstlicher Intelligenz automatisch. Sie eignet sich nicht nur für den privaten Gebrauch, sondern spielt auch in Citizen Science-Projekten eine bedeutende Rolle. Ob zur Erfassung seltener Arten oder zur langfristigen Beobachtung von Veränderungen in der Pflanzenwelt – diese App verbindet Wissen, Wissenschaft und Naturschutz auf innovative Weise. 

Im Nationalpark Unteres Odertal gibt es beispielsweise bereits ein Format, das für Bürger und Gäste angeboten wird: Zum deutschlandweiten Tag der Artenvielfalt im Mai zeigen Profis und Hobby-Artenkenner zwei Tage lang, wie Arten erfasst, bestimmt und dokumentiert werden und wie sich jeder von uns für ihren Erhalt einsetzen kann. Es geht darum, möglichst viele verschiedene Tiere, Pflanzen und Pilze zu entdecken und gemeinschaftlich auf der Online-Plattform iNaturalist zu melden. Dabei können alle mitmachen, Vorwissen oder besondere Fähigkeiten sind nicht nötig. 

Kontakt

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Fanny Raab

Projektmanagerin Digitale Innovationen

TMB Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH
Babelsberger Str. 26
14473 Potsdam
Deutschland

Gäste einbeziehen in Forschung und Schutz der Biodiversität

Einige Ansätze, die dazu beitragen können, den Tourismus interaktiver zu machen und das Bewusstsein der Gäste für die Bedeutung der biologischen Vielfalt zu stärken: 

  • Interaktive Naturführungen: Gäste nutzen Apps zur Pflanzenbestimmung während geführter Touren.
  • Wanderungen mit Citizen-Science-Elementen: Sammeln von bestimmten Informationen an festgelegten Standorten entlang eines Wanderwegs
  • Gamification: Wettbewerbe oder Rallyes zur Identifikation bestimmter Arten.
  • Mitmachprojekte in Schutzgebieten: Besucher helfen bei der Beobachtung von Insektenpopulationen, Vogelzählungen oder Wasserqualitätsmessungen, etwa in Feuchtgebieten oder Flusslandschaften. 

Zwei gelungene Beispiele für die Umsetzung in Brandenburg

LassWissen-Wanderungen im Elbe-Elster-Land

LassWissen ist ein Bürgerforschungsprojekt im Naturpark Niederlausitzer Heidelandschaft. Interessierte können aktiv an der Erforschung des Landschaftswandels teilnehmen.  Auf einem Themenpfad mit neun interaktiven Stationen entlang der Kleinen Elster können Teilnehmende mithilfe der LassWissen-App Daten sammeln zu: 

  • Wasserständen
  • Libellensichtungen und
  • Landschaftsveränderungen 

Diese Informationen werden vom Forschungsinstitut für Bergbaufolgelandschaften ausgewertet und tragen zur langfristigen Landschaftsforschung bei. 

Libelle
Quelle:

pixabay.com

João Lima

Tourismus und Biodiversität in der Uckermark

Wie können Gäste mit Hilfe des „Citizen Science“-Ansatzes stärker für die biologische Vielfalt in der Uckermark sensibilisiert werden? Das Thema ist nicht ganz neu für die tmu Tourismus Marketing Uckermark GmbH. Immerhin befinden sich zwei der bundesweit 30 Hotspots der Biodiversität in der Uckermark. Diese Hotspots sind Regionen mit einer besonders hohen Dichte und Vielfalt charakteristischer Arten, Populationen und Lebensräumen. „Grund genug, sich noch intensiver auch im touristischen Kontext mit dem Thema zu beschäftigen“, so Silke Rumpelt von der tmu Tourismus Marketing Uckermark GmbH. 

In einem Tandemprojekt gemeinsam mit dem Allgäu gab es bereits in 2023/2024 über mehrere Monate einen Austausch dazu. Dabei wurde auch der Rahmen für ein zukünftiges Projekt entwickelt. An diesem Punkt brauchte es nun die Perspektive und Erfahrung der Kollegen aus Wissenschaft und Naturschutz.

Gruppenbild Innovationswerkstatt Biodiversität und Uckermark

Gruppenbild Innovationswerkstatt Biodiversität und Uckermark 

Quelle:

Uckermark Tourismus

Anet Hoppe

Daher hatte die tmu Ende Februar 2025 zur Innovationswerkstatt im Wildnislabor im NATURA 2000 Haus in Criewen eingeladen. Alle relevanten Akteure kamen an einen Tisch: Tourismusvereine, Ranger, Schutzgebietsverwaltungen, Naturschutzbehörde und Naturschutzverbände. Unterstützt haben das Clustermanagement der TMB und inspektour. 

Ranger Christian Ehrke fand: "Es war eine großartige Gelegenheit, sich mit anderen Akteuren auszutauschen und voneinander zu lernen. Besonders wertvoll fand ich, dass der Workshop sehr praxisnah und umsetzungsorientiert war. Es wurden handfeste, konkrete Ansätze erarbeitet, die wirklich Lust auf mehr machen. Ich finde es enorm wichtig, gemeinsam an diesen Themen zu arbeiten und Lösungen zu entwickeln."

Ranger Christian Ehrke

Ranger Christian Ehrke

Quelle:

TMB

Im kreativen Austausch wurden drei vielversprechende Ansätze entwickelt, die weiter verfolgt werden sollen: 

1. Quakademie – Erfassung der Amphibienbestände. Die Idee der Quakademie wurde als besonders ausgereift und umsetzbar bewertet. Erste Mitstreiter wurden bereits gefunden, und der Erfassungszeitraum für 2025 ist vorgesehen. 

2. Ich SEE was, was du nicht siehst – Fotodokumentation des Wasserspiegels an ausgewählten Seeufern. Für die Fotodokumentation des Wasserspiegels sind weitere Austauschgespräche mit anderen Regionen geplant, um Synergien zu nutzen.

3. Stadtgrün – Erfassung der Stadtvegetation zur ökologischeren Stadtplanung/-gestaltung. Das Projekt Stadtgrün wird in Templin weiterentwickelt, um nachhaltige Stadtgestaltung voranzutreiben. 

Kontakt

Silke Rumpelt

tmu Tourismus Marketing Uckermark GmbH
Stettiner Straße 19
17291 Prenzlau
Deutschland

Die Innovationswerkstatt hat einen Beitrag geleistet zur Verbindung von Tourismus und Biodiversität. Die erarbeiteten Ansätze zeigen eindrucksvoll, wie Gäste und Einheimische aktiv in den Schutz der Natur eingebunden werden können. Citizen Science als Element der touristischen Produktentwicklung, ein nachhaltiger Mehrwert für die Region. Zudem lassen sich die entwickelten Konzepte flexibel auf verschiedene Naturräume in Brandenburg übertragen und weiterdenken. Und es zeigt einmal mehr: Tourismus liefert praktische Maßnahmen zum Klimaschutz.