Werte-Entwicklungsmodell: Graves-Value-System (9 Level)
Fragen Sie sich, warum Sie mit einer Person im Unternehmen oder der Organisation außerhalb nicht gut „harmonieren“ und es zu Widerständen kommt? Typischerweise hängt das mit den unterschiedlichen Werten zusammen. Ein Modell zur Analyse und Maßnahmenentwicklung stellen wir hier vor: das Graves-Value-System mit seinen neun Stufen.
Das von Prof. Clare Graves in der 1950er Jahren entwickelte Graves-Value-System ist ein „Werte-Entwicklungs-Modell“ für die Entwicklung von Individuen (Personalentwicklung) und auch Organisationen.
Clare Graves beschreibt dabei neun Stufen der Werte-Entwicklung. Diese werden durch Werte und Handlungsweisen beschrieben. Menschen wie Organisationen können sich nur von einer Stufe zur nächsten fortentwickeln. Es können keine Stufen übersprungen werden. Die „Erfahrungen“ der vorigen Stufen werden immer mitgenommen, sodass Menschen und Organisationen nie nur im Sinne einer Stufe handeln, sondern in bestimmten Situationen auch auf vorherige Stufen agieren können.
Darstellung des Graves-Value-Systems (9 Level)
Erläuterung des Graves-Value-Systems (9 Level)
Erstes Level (beige): Existierender-System (Überleben)
Die erste archaische Stufe beschreibt Menschen („ich“), für die das reine Überleben im Vordergrund steht. Es geht z.B. um Nahrung, Sexualität und Sicherheit. Die Grundwerte sind vor allem Lebenserhalt und Sicherung der „nächsten Generation“.
Zweites Level (lila): Stammes-Menschen-System (Sicherheit & Zugehörigkeit)
Die zweite archaische Stufe steht zum ersten Mal im Zeichen des „wir“. Gruppen können besser überleben. Die Grundwerte sind vor allem Sicherheit, aber jetzt auch Identifikation, Stabilität und Harmonie.
Drittes Level (rot): Einzelkämpfer-System (Macht & Kraft)
Diese dritte Stufe steht wieder im Zeichen des „ich“. Der Mensch erkennt, dass die Welt ein feindseliger Ort voller Gefahren und Angreifer ist, in der er sich selbständig durchsetzen muss, um einerseits zu überleben aber andererseits auch Respekt und Ehre zu erhalten. Die Grundwerte sind: Stärke, Mut und Individualismus.
Viertes Level (blau): Loyalisten-System (Recht & Ordnung)
In dieser vierten Stufe steht wieder das „wir“ im Vordergrund. Der Mensch erkennt, dass das Leben in der Gruppe, das auf Recht & Ordnung aufbaut, erstrebenswert ist und mehr Sicherheit, aber auch Gerechtigkeit mit sich bringt. Einzelinteressen werden zurück gedrängt und einer höheren Ordnung unterworfen. Die klar festgelegte Aufgabenverteilung ist ein wichtiges Merkmal. Die Grundwerte sind z.B. Stabilität, Gerechtigkeit, Ordnung, Zuständigkeit und Pflichterfüllung.
Fünftes Level (orange): Erfolgssucher-System (Leistung & Gewinn)
In dieser fünften Stufe scheren Einzelne aus den klaren Regeln des blauen Systems aus. Es geht um individuellen Erfolg. Wettbewerb und Weiterentwicklung sind der Antrieb dieser Stufe. Die Grundwerte sind u.a. Wohlstand, Freiheit, Leistungsbereitschaft (Karriere), Status und Innovationsstreben.
Sechstes Level (grün): Team-Menschen-System (Team & Beziehung)
In dieser sechsten Stufe steht wieder das „wir“ im Vordergrund. Der Mensch erkennt, dass man gemeinsam im Team erfolgreich sein kann ohne sich in Konkurrenzkämpfen zu erschöpfen.
Grundvoraussetzung dafür ist, dass man füreinander sorgt, um die Gemeinschaft zu stärken. Die Grundwerte sind u.a. Zugehörigkeit, Gemeinschaftssinn, Toleranz, Austausch, Gleichheit, Streben nach einem Konsens.
Siebtes Level (gelb): Möglichkeiten-Sucher-System (Weiterentwicklung)
In dieser siebten Stufe tritt wieder das „ich“ in den Vordergrund. Dass stark auf Gemeinschaft aufbauende sechste Level wird zu „eng“. Unabhängigkeit, Individualität und die eigene Entwicklung, aber auch das Denken in großen Zusammenhängen, über den eigenen Bezugsraum hinaus, treten in den Vordergrund. Die Grundwerte sind u.a. Freiheit, Selbstwirksamkeit und Persönlichkeitsentwicklung.
Achtes Level (türkis): Globalisten-System (Nachhaltigkeit)
In seiner „Selbstsuche“ der siebten Stufe erkennt der Mensch die großen Zusammenhänge und seine Begrenztheit. Ganzheitliches Denken und Handeln, das an globalen Visionen und Zielen ausgerichtet ist, stehen im Vordergrund. Die Grundwerte sind u.a. Demut, Harmonie Ganzheitlichkeit, weitsichtiges Handeln.
Neuntes Level (rosa)
Diese Stufe ist noch nicht beschrieben. Es soll signalisieren, dass die Stufen eine evolutionäre Entwicklung skizzieren, die nie zu Ende ist.
Wie kann man das Modell zur Entwicklung der eigenen Unternehmenskultur, aber auch für die Gestaltung der Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen und Organisationen nutzen?
Unternehmensentwicklung
Das Modell ist für Führungskräfte geeignet, die einerseits für die strategische Entwicklung ihres Unternehmens oder andererseits für die Personalentwicklung zuständig sind.
Wo möchte ich das Unternehmen positionieren? Die sechste Stufe ist für viele „moderne“ Unternehmen sehr attraktiv. Hat Ihr Unternehmen die wertvollen Werte und Haltungen der unteren Stufen verinnerlicht, sind die einzelnen „Mitglieder“ Ihres Unternehmens auf dieser Stufe zu Hause. Sind beispielsweise die meisten Mitarbeitenden auf der roten Stufe, wo es sehr um den eigenen Vorteil und die persönliche Entwicklung in Abgrenzung zu anderen geht, ist es kaum möglich, sich in den „Wertebereich“ einer grünen Organisation einzubringen.
Welche Mitarbeitenden benötige ich für meine Organisation? Wie gerade angedeutet, kann das Modell auch bei der Personalauswahl oder der Personalentwicklung helfen. Da in der Theorie alle Unternehmen alle Stufen durchlaufen haben müssen, kann es gut sein, zur Stabilisierung eines „grünen Unternehmens“, blaue Anteile zu integrieren. Mehr dazu erfahren Sie auch im Artikel zu den „16 Personalities“.
Zusammenarbeit zwischen Organisationen
In der Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen und Organisationen kann das Modell sehr hilfreich sein. Verwaltungen sind fast ausschließlich als „blaue Organisationen“ zu bezeichnen. Trifft eine rote oder grüne Organisation auf eine Verwaltung kann es zu Konflikten kommen, die in Ihren Werten und der jeweiligen Haltung begründet sind. Ist „Ordnung“ ein wesentlicher Wert, der sich auch in Verhaltensnormen zeigt (blaue Organisation) so kommt es zwangsläufig zu Friktionen, wenn dieser auf die „grünen“ Werte Zugehörigkeit, Gemeinschaftssinn, Toleranz, Austausch, Gleichheit und Streben nach einem Konsens trifft.
