Rückblick Landesradverkehrskonferenz 2025 in Wildau
Das Ministerium für Infrastruktur und Landesplanung Brandenburg, das Netzwerk Natur-Aktiv und die TMB Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH veranstalteten am 17. und 18. Juli die Landesradverkehrskonferenz 2025 an der Technischen Hochschule Wildau. 290 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Verwaltung, Tourismus, Verkehrsplanung und Zivilgesellschaft, tauschten sich über Strategien und Projekte aus.
Brandenburgs Radverkehr im Wandel
Die Landesradverkehrskonferenz 2025 in Wildau stand ganz im Zeichen einer zukunftsfähigen Mobilität. Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Verwaltung, Wissenschaft und Tourismus diskutierten, wie Alltagsradverkehr und Radtourismus noch besser verzahnt werden können. Im Fokus: sichere und komfortable Infrastruktur, innovative digitale Lösungen, Verknüpfung mit dem ÖPNV und die Weiterentwicklung touristischer Angebote. Klar wurde: Brandenburg will nicht nur Fahrradland bleiben, sondern sich als Vorreiter für nachhaltige Mobilität und smarte Services positionieren – mit konkreten Projekten und einer starken Vernetzung aller Akteure.

WITO GmbH
Annsophie Roggow
Der erste Konferenztag stand unter der Überschrift „Radverkehr verbindet – Strategien, Projekte und Akteure in Brandenburg“ und wurde von der rbb-Moderatorin Ulrike Finck begleitet. Das Eröffnungsplenum „Gut vernetzt – Gemeinsam für mehr und sicheren Radverkehr“, unter anderem mit Christina Woronka (TMB), betonte die Notwendigkeit interdisziplinärer Zusammenarbeit.
Ein zentrales Highlight war das zehnjährige Bestehen der Arbeitsgemeinschaft Fahrradfreundliche Kommunen Brandenburg (AGFK). In einer Diskussionsrunde mit Vertreterinnen und Vertretern wie Dana Klaus vom Tourismusverband Dahme-Seenland wurde erörtert, was eine fahrradfreundliche Kommune ausmacht und wie nachhaltige Vernetzung gelingen kann.
Besonders zukunftsweisend war die Vorstellung einer baulastenträgerübergreifenden Datenplattform Radverkehr im Rahmen des Fachforums „Radverkehr ist up to date“. Ziel ist es, alle relevanten Informationen zum Radverkehr in Brandenburg gebündelt in einer digitalen Karte verfügbar zu machen.
Das zweite Fachforum widmete sich dem Beitrag des Rad- und Fußverkehrs zur nachhaltigen Stadtentwicklung. Die etwa 200 Teilnehmenden aus Verwaltung, Tourismus, Verkehrsplanung und Zivilgesellschaft nutzten die Gelegenheit zum intensiven Austausch.
Am zweiten Tag drehte sich unter dem Motto „Fahrradtourismus neu gedacht – Trends, Technik, Teams“ alles um Innovationen und Kooperationen im touristischen Radverkehr. Die Tagesmoderation übernahm Iris Hegemann.
In vier thematischen Sessions, mit inhaltlicher Mitgestaltung durch die Netzwerkmitglieder Elbe-Elster-Land e.V. und der WITO Barnim GmbH, wurden aktuelle Entwicklungen beleuchtet:
- Smart Navigation: Wie digitale Knotenpunktwegweisung zur effizienten Besucherlenkung beitragen kann.
- Qualität ist kein Zufall: Die Entwicklung einer Stakeholdermap machte deutlich, welche Strukturen für nachhaltige Qualitätssicherung nötig sind.
- Von der Idee zur Tour: Anhand des Gravel-Bike-Trends wurde gezeigt, wie systematische Produktentwicklung im Radtourismus aussehen kann.
- Radfahren neu navigiert: Das Thema Datenqualität stand im Zentrum der Diskussion um digitale Tourendarstellungen und Routenkriterien der Zukunft.
Rund 90 Teilnehmende nahmen an diesem zweiten Konferenztag teil und nutzten die Workshops für aktiven Austausch und konkrete Projektansätze.
Ergebnisse und Dokumentation der Sessions
Session A - "Smarte Navigation und Knotenpunktwegweisung: Chancen für Brandenburg“
Session B - "Qualität ist kein Zufall: Stakeholder vernetzen, Touren prüfen"
Session C - "Von der Idee zur Tour: Produkt- und Serviceentwicklung im Radtourismus am Beispiel Gravel Bike"
Session D: "Datenqualität als Schlüssel: Qualitätskriterien für digitale Tourendarstellungen"
"Smarte Navigation und Knotenpunktwegweisung: Chancen für Brandenburg“
Referent*innen: Thomas Froitzheim (naviso) und Julia Senze (WITO Barnim GmbH)
In vielen Teilen Brandenburgs findet sich bereits die sog. „Knotenpunktwegweisung“, die immer mehr und besser für Einwohner*innen und Gästen nutzbar gemacht wird. Die Session hat gezeigt: Digitale Tools und Knotenpunktsysteme sind entscheidend, um Radreisenden einfache Orientierung, flexible Tourenplanung und Mehrwerte zu bieten.
Services und Apps wie bspw. NodeMapp sind nützlich. Sie basieren auf OpenStreetMap-Daten (OSM) , bietet Routing im Knotenpunktnetz, GPX-Export und einfache Bedienung. Die in Arbeit befindliche Datenplattform Radverkehr Brandenburg mit ihren strukturierten und offen Daten bündelt zukünftig dezentrale Daten. Sie wird ein wichtiger Übergabepunkt an OSM sein.
Aus diesem offenen Datenpool bedienen sich die meisten Rad- bzw. Outdoor-Navigationsapps und -services. Karten wie Waymarked Trails, BRouter oder Mapy.com zeigen, wie offene OSM-Daten für Tourismus nutzbar sind. Diese Datenstrukturen und -vorhaltung schafft auch eine gewisse Unabhängigkeit.
Mehrwert durch Zusatzinfos: Daten können auch durch zielgruppenspezifische Angaben (Familien, Gravel, Cargobikes etc.), Beschaffenheit der Wege, Services wie Radvermietung, Gastronomie oder Reparaturstationen ergänzt werden.
Regionale Best Practices: Das Barnimer Land bietet bspw. eine interaktive Karte mit Knotenpunkten, Touren und Services und einer Anbindung an die touristische Datenbank DAMAS. Die Prignitz integriert QR-Codes an physischen Knotenpunkten für weiterführende Informationen und praktiziert eine GIS-basierte digitale Datenpflege.
Neben der Bereitstellung von standardisierten und aktuellen Daten wird es auch darauf ankommen, die Knotenpunktnetze mit weiterer Produktentwicklung und Angeboten, wie bspw. saisonal verfügbaren Tourenvorschlägen zu untersetzen.

Session A - „Smarte Navigation und Knotenpunktwegweisung: Chancen für Brandenburg“
"Qualität ist kein Zufall: Stakeholder vernetzen, Touren prüfen"
Referent*innen: Tina Faber (Landkreis Elbe-Elster), Sven Guntermann (Regionalmanagement Lokale Aktionsgruppe Elbe-Elster) und Bettina Oecknigk, (Tourismusverband Elbe-Elster Land e.V.)
Qualität im Tourismus entsteht nicht nebenbei – sie ist das Fundament für nachhaltige Angebote und zufriedene Gäste. In dieser Session wurde deutlich: Für verlässliche Rad- und Wanderrouten braucht es Standards, klare Prozesse und vor allem ein starkes Netzwerk.
Die Tourismusförderung übernimmt dabei eine zentrale Rolle: Sie koordiniert zwischen Kommunen, touristischen Leistungsträgern und Fördermittelgebern und vernetzt relevante Akteure. Förderinstrumente wie LEADER geben wichtige Impulse und Ressourcen. In Elbe-Elster wird damit eine Qualitätsoffensive unterstützt, die Investitionen in barrierefreie Infrastruktur ebenso umfasst wie den systematischen Qualitätscheck von Rad- und Wandertouren. Grundlage sind landesweit abgestimmte Kriterien für Befahrbarkeit, Ausschilderung, digitale Auffindbarkeit und Servicequalität.
Stakeholder im Blick: Die Umsetzung gelingt nur im Schulterschluss vieler Beteiligter. Eine Stakeholder-Map hilft, Akteure und ihre Rollen sichtbar zu machen und Schnittstellen zu koordinieren. Neben Kommunen, Tourist-Informationen und TMB wurden in der Diskussion weitere Partner benannt: AG Leichter Reisen, ADFC, die Arbeitsgemeinschaft Fahrradfreundliche Kommunen, VBB, Deutsche Bahn, Waldbesitzer, Landesforst – und nicht zuletzt die Bevölkerung.
Fazit: Qualität ist eine Gemeinschaftsaufgabe. Sie erfordert klare Standards, Förderunterstützung und eine enge Vernetzung aller Beteiligten – für ein verlässliches und zukunftsfähiges touristisches Angebot.

WITO GmbH
Julia Senze
"Von der Idee zur Tour: Produkt- und Serviceentwicklung im Radtourismus am Beispiel Gravel Bike"
Referent*innen: Nora Mühling (Mountainbike Forum Deutschland e.V.), Tilman Sobek (absolutGPS)
Der Radtourismus differenziert sich weiter aus und es kommen immer neue Spielarten und Formen hinzu. Die Radfernwege und -netze in Brandenburg sind das Rückgrat des Radtourismus, dennoch ist es wichtig, sich prosperierenden Themen zu widmen und gezielt Produkte und Angebote zu entwickeln. Für das „Gravel-Biken“ wurde aufgezeigt:
- wie der Markt aussieht und welche Chancen er birgt
- welche Wege Graveler bevorzugen und wie
- für Brandenburg „Neue Stadt-Land-Beziehungen“ aussehen können und
- womit Brandenburg punkten kann bei den Zielgruppen
Wer mehr über den Markt bzw. zum „Gravel-Monitor“ wissen will kann im Gravel-Monitor nachlesen.

Image: Speedrocker
"Datenqualität als Schlüssel: Qualitätskriterien für digitale Tourendarstellungen"
Referent*innen: Iris Hegemann (Deutscher Tourismusverband e.V.), Marcel Tischer (TMB)
Digitale Tourenvorschläge sind für Gäste längst Standard. Die Nachfrage nach verlässlichen und inspirierenden Inhalten wächst stetig – nicht zuletzt durch Plattformen wie Komoot, die mit KI-generierten „Smarttours“ das Netz dominieren. Doch nicht alle Inhalte erfüllen die Erwartungen der Gäste oder spiegeln die Gegebenheiten vor Ort korrekt wider. Die Session „Radfahren neu navigiert: Datenqualität als Schlüssel – Route 3.0“ zeigte, wie Destinationen und Partner dem mit verbindlichen Qualitätsstandards begegnen können.
Warum Qualitätskriterien für digitale Touren notwendig sind
Ob klassische Routenplanung oder KI-gestützte Empfehlungen: Für Gäste ist eine präzise Navigation entscheidend. Fehlerhafte GPX-Daten, veraltete Inhalte oder unzureichende Informationen führen schnell zu Frustration und beeinträchtigen das Image der Destination. Ziel ist es daher, digitale Tourenvorschläge bereitzustellen, die auf allen Geräten und Apps nutzbar sind, aktuell bleiben und den Erwartungen der Zielgruppen entsprechen.
Route 3.0: Ein Standard für digitale Touren
Die AG Qualität & Kundenorientierung des Deutschen Tourismusverbandes (DTV) erarbeitet derzeit gemeinsam mit Destinationen, Verbänden und Anbietern bundesweite Qualitätskriterien für digitale Tourendarstellungen. Grundlage ist ein vierteiliges Konzept (GPX-, Content-, System- und Produkt-Qualität). Zu jeder Dimension werden Checklisten für Redaktionen entwickelt, die eine einheitliche und überprüfbare Qualität sicherstellen.
Vorausblickend wurde in der Session die vierte Dimension, die Produkt-Qualität diskutiert und erste Kriterien aus Nutzer- und Regionssicht unter die Lupe genommen.
Das Ziel: eine praxisorientierte Grundlage, die sowohl Gästen eine verlässliche Orientierung bietet als auch die Sichtbarkeit der Destinationen in Suchmaschinen und KI-basierten Anwendungen stärkt. Dazu bedarf es strukturierter, hochwertiger Datenpflege und klaren Standards. Route 3.0 legt dafür den Grundstein – und bietet allen Akteuren die Chance, sich aktiv einzubringen.

Fazit: Vernetzung und gemeinsame Visionen
Die Landesradverkehrskonferenz 2025 zeigte eindrucksvoll: Brandenburg denkt Radverkehr und Tourismus gemeinsam – digital, nachhaltig und nutzerorientiert. Die überregionale Teilnahme, die starke Vernetzung zwischen Akteuren aus verschiedenen Bereichen und das gemeinsame Engagement für eine zukunftsfähige Mobilität prägten die Veranstaltung und machten sie zu einem vollen Erfolg.
Das Tourismusteam der Wirtschafts- und Tourismusentwicklungsgesellschaft des Landkreises Barnim befasst sich mit dem Tourismusmarketing und der Weiterentwicklung des touristischen Angebotes für die Reiseregion BARnimer Land.